Marieke Schulz-Gerlach ist die neue Revierleiterin und zuständig für alles, was grünt und blüht. In zwei Jahren feiert der Park 100. Geburtstag.

Winterhude. Einen Lieblingsplatz hat Marieke Schulz-Gerlach im Stadtpark bisher nicht. "Ich bin ja noch am Entdecken", sagt die 34-Jährige. Seit dem 1. April ist sie die neue Chefgärtnerin im Volkspark zwischen Planetarium und Modellbootbecken, Freilichtbühne und Kurgarten.

Die zierliche Frau mit den langen blonden Haaren stammt aus Hameln. Erst kurz vor dem Abitur fand sie Gefallen an der Beschäftigung mit der Natur, denn lange hatte sie auch mit Grafikdesign geliebäugelt. Aber dann erinnerte sie sich, dass der Großvater mit Gartenbau zu tun hatte, und immatrikulierte sich an der Universität Osnabrück für Landschaftsbau. Ihre Diplomarbeit schrieb sie bei Professor Hans-Dieter Warda über Parkpflege.

Nach Stationen in Nürnberg, Hannover und Pinneberg entdeckte Marieke Schulz-Gerlach um den Jahreswechsel die Stellenausschreibung für den Posten im Stadtpark. Revierleiter Heiner Borstelmann ging in Pension, das Bezirksamt Hamburg-Nord musste die Nachfolge organisieren. Die Diplom-Ingenieurin bewarb sich und setzte sich gegen rund 40 Mitbewerber durch. "Das lag sicher auch an meinem Diplom bei Professor Warda", sagt Schulz-Gerlach und wischt sich die Hände an ihrer Arbeitshose ab. Warda ist Vorsitzender vom Förderkreis Arboretum Baumpark Ellerhoop-Thiensen, ein Studienabschluss bei ihm ist ein Qualitätsausweis.

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Marieke Schulz-Gerlach ist ebenfalls zuständig für den Stadtpark, die Parks in Eppendorf und die Grünflächen zwischen Rondeel und Bellevue in Winterhude. Der Arbeitstag beginnt meist mit den zwei Kollegen des Betriebshofs am Südring. Ein kurzer Schnack, was anliegt, "montags gehen die Kollegen in der Regel Müll sammeln", und dann kurvt die Chefin mit einem orangefarbenen Kleintransporter durch ihr Areal.

Sie überprüft Baustellen in den Parks, begutachtet Pflanz- und Pflegearbeiten in den Beeten oder überwacht, wenn Bäume beschnitten werden müssen. Da nimmt sie dann auch selbst mal die Astschere in die Hand oder lässt sich vom Kran in die Baumkrone bringen, um ihre Vorstellungen zu erklären.

Die meisten Arbeiten im Stadtpark werden von Fremdfirmen ausgeführt. "Bis Mitte der 80er-Jahre haben mindestens 30 Leute im Stadtpark gearbeitet", sagt Egbert Willing, Gartenbau-Architekt und Fachamtsleiter für Management des öffentlichen Raums im Bezirksamt Hamburg-Nord. "Aber die Organisationsstrukturen haben sich verändert. Heute sind Firmen technisch besser ausgerüstet und für bestimmte Arbeiten auch besser qualifiziert."

Rund 30 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringt Marieke Schulz-Gerlach am Schreibtisch im Bezirksamt, macht Ausschreibungen für anstehende Arbeiten, überlegt sich Pflanzpläne oder bespricht sich mit den Kollegen in der Verwaltung. Hauptsächlich aber ist sie draußen in ihrem Revier. Blumen empfindet sie als "schmückendes Beiwerk", eher schlägt ihr Herz für große Bäume. "Alte Buchen und Eichen mag ich sehr." Wäre sie da nicht im Wald viel besser aufgehoben als im Stadtpark? Marieke Schulz-Gerlach verneint. "Im Wald fällt eischöner Einzelbaum nicht auf, hier im Park schon."

Die Hamburgerin aus Hameln beschäftigt sich auch in ihrer Freizeit gern mit Bäumen, Büschen und Pflanzen. "Glücklicherweise murrt mein Lebensgefährte nicht, wenn ich ihn durch einen Park schleppe, weil ich wieder einen schönen oder ungewöhnlichen Baum gesehen habe." Auf der Terrasse des Paares gedeihen Palmen, Magnolien und Steinjasmin in Kübeln. Was dort keinen Platz hat oder lieber im Beet wächst, kommt in den elterlichen Garten in Hameln an der Weser. Auch im Freundeskreis ist Marieke Schulz-Gerlachs Expertise geschätzt. "Ich habe schon so manche Rose radikal beschnitten, sodass die Freunde ein bisschen entsetzt waren. Aber wenn die Pflanze dann wieder in voller Pracht stand, war alles gut."

Heute besucht Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) den Stadtpark. Unter anderem will sie sich informieren, was zum 100. Geburtstag des Geländes in zwei Jahren geplant wird. Darüber macht auch Marieke Schulz-Gerlach sich schon Gedanken. Aber viel mehr beschäftigt sie der 5. Mai 2013. An dem Sonntag wird im Stadtpark der Schlussgottesdienst des Evangelischen Kirchentages gefeiert. Bis zu 100 000 Besucher werden auf der Festwiese erwartet. "Eine besondere Herausforderung für unseren Rasen", sagt Marieke Schulz-Gerlach und verspricht: "Wir machen ihn vorher richtig fit."