Autofahrer verlieren in der Hansestadt jedes Jahr 71 Stunden im Stau. Hamburg stecke in dem Dilemma, nur über zwei Elbquerungen zu verfügen.

Hamburg. Viele haben es vermutet, jetzt beweist eine Studie: In keiner anderen Großstadt in Deutschland stehen die Autofahrer so lange im Stau wie in Hamburg. Nach einer Untersu-chung des Navigationsgeräte-Herstellers TomTom müssen Autofahrer in der Hansestadt tagsüber im Schnitt 27 Prozent mehr Fahrtzeit einplanen als in staufreien Zeiten, also beispielsweise nachts.

Damit liegt Hamburg, über den gesamten Tag betrachtet, knapp an der Spitze. In Köln und Berlin sind es im Schnitt 26 Prozent mehr Fahrtzeit, in München noch 23 Prozent. Im europäischen Vergleich von 31 Großstädten steht Hamburg auf Platz zehn. Spitzenreiter ist die polnische Hauptstadt Warschau, wo sich die Fahrzeit tagsüber um bis zu 42 Prozent verlängert.

Im Berufsverkehr müssen Hamburger laut TomTom regelmäßig sogar 27 Minuten Verspätung (45 Prozent) pro gefahrener Stunde einrechnen. Die Zahlenspiele, die sich aus der Studie ergeben, sind imposant: Fast drei ganze Tage, insgesamt 71 Stunden Lebenszeit, vertrödelt etwa ein Pendler jedes Jahr in Hamburg im Stau, bezogen auf einen regulären Fahrweg von einer (staufreien) halben Stunde. Betrachtet man nicht den gesamten Tag, sondern nur die Stoßzeiten im Berufsverkehr, liegen andere Städte vor Hamburg. In der Hansestadt verlängert sich eine Stadtfahrt im morgendlichen Berufsverkehr um 49 Prozent, abends um 42 Prozent. In Köln hingegen sind es morgens sogar 54 Prozent mehr Fahrtzeit, abends 44 Prozent. In München dauert eine Fahrt im Morgengrauen 50 Prozent länger.

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Das Unternehmen hat für die Studie eigenen Angaben zufolge seine fünf Billionen Datensätze umfassende Verkehrsdatenbank ausgewertet. Dass Hamburg so schlecht abschneidet, erklärt ein Sprecher so: Danach gebe es etwa in Köln viele Pendler, die morgens in die Stadt hinein- und abends wieder herausfahren würden. In Hamburg sei das Straßennetz konstant viel befahren.

Matthias Schmitting, Sprecher des ADAC Hansa, kritisiert die Studie allerdings als "wenig seriös". Wenn TomTom von einem konstant viel befahrenen Hamburger Straßennetz spreche, dann sei das nicht mehr als eine Binsenweisheit. In anderen Großstädten seien die Straßen genauso stark befahren. "Das ist in Hamburg nicht anders als in Frankfurt oder München", sagt Schmitting. Köln etwa habe mit einem ähnlichen Pendleraufkommen zu kämpfen wie Hamburg, und der Wirtschaftsverkehr tagsüber sei dort auch nicht geringer als hier.

In jeder Stadt gebe es besondere Gründe, warum der Verkehr zäh fließt. Hamburg stecke in dem Dilemma, nur über zwei Elbquerungen zu verfügen. Die sternenförmige Anordnung der Straßen im Zentrum zwinge Autofahrer dazu, im Zickzack durch die Stadt zu fahren, und immer wieder erweise sich auch das Fehlen eines umschließenden Autobahnrings als Problem.

Ballungszentren wie Hamburg sind in der Urlaubszeit besonders anfällig für Staus. Gerade wenn die Feriensaison beginnt, summieren sich auf deutschen Straßen gleichzeitig rund 2000 Kilometer Stau. Wer zügig durchs Nadelöhr kommen will, sollte diese Gebiete vor 7 Uhr durchquert haben, empfiehlt der Essener "Stau-Guru", Professor Michael Schreckenberg. Leichter gesagt als getan, denn auch am Wochenende werden die Straßen wohl wieder proppenvoll sein: In neun Bundesländern beginnen die Ferien. Dabei sind im Norden vor allem die Autobahnen zur Nord- und Ostsee betroffen.

Bereits am Freitag kam es auf der Autobahn 1 zwischen Osnabrück und Hamburg zu massiven Problemen. So gab es zwischen den Anschlussstellen Barsbüttel und Hamburg-Harburg auf 18 Kilometer Länge stockenden Verkehr, auf der A 7 zwischen der Anschlussstelle Hamburg-Stellingen und dem Elbtunnel auf sechs Kilometern, auch "weil die Schleswig-Holsteiner in eine zweite Ferienwelle starten", sagt Schmitting.

Ein Trost für alle, die dabei durch den Elbtunnel fahren mussten: Laut der Untersuchung von TomTom schneiden Hamburgs Autobahnen im Straßenvergleich noch gut ab. Die Zeitverluste sind mit 17 Prozent nur halb so hoch wie auf allen anderen Straßen. Am größten ist die Staugefahr in Hamburg übrigens montags und donnerstags. Am Freitag und Dienstag hingegen komme man gut durch die Stadt.