Eine Kosten-Nutzen-Analyse von Kai-Hinrich Renner

Satire ist böse, verletzt bewusst die Grenzen des guten Geschmacks und die der politischen Korrektheit sowieso. Seit nunmehr 33 Jahren begeht das Frankfurter Satire-Magazin "Titanic" solche Grenzverletzungen - und zwar mit großem Erfolg. Erfolgreich ist Satire dann, wenn sich jemand findet, der sich über sie aufregt.

In dieser Hinsicht ist die katholische Kirche der "Titanic" ein verlässlicher Partner: Viermal versuchte sie das Blatt wegen Verunglimpfung des Papstes zu belangen, dreimal klagte sie wegen Religionsbeschimpfung, und einmal fühlte sich der ehemalige Fuldaer Bischof Johannes Dyba beleidigt.

Erfolg war keiner dieser Klagen beschieden. Nun hat die Kirche immerhin eine einstweilige Verfügung erwirkt, die es der "Titanic" untersagt, Benedikt XVI. weiterhin mit besudelter Soutane zu zeigen. Das kann das Blatt verkraften. Die bereits ausgelieferten Exemplare werden den Zeitschriftenhändlern, den klagefreudigen Katholiken sei Dank, aus den Händen gerissen. Prozesse helfen der "Titanic" mehr als jede Werbekampagne.

Aber nicht immer: Eine von Björn Engholm, den die "Titanic" zu Uwe Barschel in die Wanne legte, angestrengte Schadenersatzklage trieb das Blatt fast in die Pleite. Inklusive Prozesskosten musste es rund 190 000 Mark berappen. So weit dürfte es die Kirche, schon aus Gründen der Nächstenliebe, aber nicht kommen lassen.