Hamburg ist eine saubere Großstadt geworden

Es war wieder ein großes Party-Wochenende in der Stadt. Erst vor einer Woche endete die Fußball-Europameisterschaft mit ihren nahezu täglichen Fanfesten. Acht Tage später verwandelten 500 000 bunt verkleidete Schlagerfans den Kiez wie jedes Jahr in eine Spaßmeile.

Was beim vergnügten Betrachten der ausgelassenen Feier aber gern aus dem Blick gerät, sind die Menschen, die anschließend den Dreck wegmachen. Als am Sonnabend die schunkelnden Perückenträger beim "Festival der Liebe" durch St. Pauli zogen, folgten ihnen Jungs und Deerns in Orange: 18 Frauen und Männer der Stadtreinigung sorgten mit ihren elf Spezialfahrzeugen und in kleinteiliger Handarbeit für schnelle Sauberkeit nach dem Motto "Move the Müll". Bis weit nach Mitternacht kehrten sie mehr als 15 Tonnen Dreck und Verpackungen, Papier und Scherben von den Fahrbahnen und Gehwegen in der Innenstadt. Eine Aktion, die zeigt, wie intensiv sich die Stadt mit dem Thema Sauberkeit auseinandersetzt.

Eine Aktion von vielen. Mit der Einführung eines elektronischen Qualitätsbemessungssystems ist Hamburg vor vier Jahren ebenfalls neue Wege gegangen. Nun liegen die Ergebnisse vor. Sie zeigen, dass es sinnvoll ist, sich direkt vor Ort um Sauberkeit zu bemühen. Indem der Zustand Sauberkeit wissenschaftlich definiert worden ist, gibt es nun die Möglichkeit der Vergleichbarkeit - und außerdem die Chance, auf Missstände schnell zu reagieren.

Wie sauber muss eine Metropole sein? Mit einer Stadt ist es nicht viel anders als mit den eigenen vier Wänden: Je aufgeräumter es dort ist, desto wohler fühlen sich Bewohner und Gäste. "Sauberkeit zu jeder Zeit und an jedem Ort kann es auch in Hamburg nicht geben", sagt Rüdiger Siechau, Geschäftsführer der Stadtreinigung.

Das ist auch nicht erstrebenswert. Eine lebendige Großstadt bezieht einen Teil ihrer Attraktivität gerade auch aus ihren unterschiedlichen Ecken und Vierteln. Und dazu gehören bunte Häuser am Hafen genauso wie aufgeräumte Straßen am Tag nach einer Party mit einer halben Million Menschen.