Die Teilchenphysik leistet Aufklärung und nützt im Alltag

Es ist winzig, unsichtbar und überlebt - kaum auf der Welt - nur für Sekundenbruchteile. Die Versuche, seine Existenz zu beweisen, haben bereits Milliarden Euro gekostet. Nicht genug damit, hat die aufwendige Suche nach ihm einen beträchtlichen Hype verursacht. Da ist es durchaus verständlich, wenn Nicht-Physiker fragen: Ist es das wert? Was bringt uns dieses ominöse Partikel - das Higgs?

Nun: Ohne das Higgs-Teilchen, genauer: Ohne das sogenannte Higgs-Feld gäbe es uns Menschen wohl nicht; es gäbe keine Planeten wie die Erde, keine Sterne wie die Sonne. Vielmehr würden unsere Einzelteile mit Lichtgeschwindigkeit durchs All fliegen. All das war bis gestern eine Theorie, aber nun ist fast sicher, dass der 83-jährige Schotte Peter Higgs richtiglag mit den Überlegungen, die er 1964 veröffentlichte. Zu verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält - dieses Ziel ist nun näher gerückt. Zwar kann das Modell die Natur vorerst nur beschreiben, nicht ihre Vielfalt erklären. Und noch immer ist unklar, wie sich weite Teile des Universums zusammensetzen. Trotzdem haben die vielen Tausend Forscher aus aller Welt am CERN einen bedeutenden Teil zur Aufklärung beigetragen. Den Sinn der Forschungen in Genf prinzipiell anzuzweifeln, hieße, Wissenschaft insgesamt infrage zu stellen. Oder wollen wir zurück in eine Welt und Zeit, in der man noch dachte, die Erde sei eine Scheibe?

Für Erkenntnis kann man sich allerdings meist nichts kaufen. Deshalb darf man Forscher auch nach dem praktischem Ertrag ihrer Arbeit fragen. Hier haben die Teilchenphysiker durchaus einiges vorzuweisen: So kommen etwa kleinere Versionen von Magneten aus Beschleunigern in Röntgengeräten zum Einsatz, die der Krebserkennung dienen. Zudem hat gerade das CERN mit der Erfindung des World Wide Web bewiesen, welche kreativen Leistungen möglich sind, wenn Forscher fach- und länderübergreifend zusammenarbeiten. Das heißt nicht, dass wir alle Projekte wahllos mit Steuergeldern fördern sollten. Es lohnt sich aber, offen zu bleiben, selbst wenn ein Nutzen nicht sofort erkennbar ist. Nur so werden Entdeckungen möglich - und Innovationen.