Das Eidelstedter ReeWie-Haus wurde für 580.000 Euro saniert. Für die Ein-Euro-Jobber gibt es dort jetzt allerdings kein Geld mehr.

Hamburg. Als Andrea Megger, Ali Mir Agha und die anderen Helfer und Mitarbeiter des Nachbarschaftstreffs ReeWie-Haus in Eidelstedt-Ost nachmittags am 28. Oktober die Einweihung ihres sanierten Stadtteilzentrums feierten, war die Welt noch in Ordnung. Etwa 15 Arbeitslose finden als Aktiv- oder sogenannte Ein-Euro-Jobber in dem Nachbarschaftshaus Beschäftigung und Hilfe. Die Feier war an einem Freitag. Am darauffolgenden Dienstag hieß es, dass die Fördergelder für die Ein-Euro-Jobber wegfallen.

Ein halbes Jahr lang war das Gebäude saniert worden. Etwa 365.000 Euro hat die Behörde für Stadtentwicklung in die Sanierung gesteckt, etwa 215.000 Euro die Saga-GWG. Das alte "Café für Familien" war zu klein und arg heruntergekommen. Nun droht dem neuen ReeWie-Haus (dessen Name sich aus den ersten Buchstaben der anliegenden Straßen Reemstückenkamp und Wiebischenkamp zusammensetzt) zum Monatsende das Aus. Zumindest in der jetzigen Form, denn die Bundesagentur für Arbeit stellt für die Ein-Euro-Jobber dort keine Fördermittel mehr zur Verfügung. Hamburgweit wird es in den kommenden Jahren nur noch 3900 solcher Arbeitsgelegenheiten geben statt wie bislang 9000 - so hat es der Senat entschieden.

+++ Entscheidung ohne Vernunft +++

+++ Hamburgweit werden Ein-Euro-Jobs gestrichen +++

+++ Der Anleiter +++

"Hier wurde so viel Geld verbaut. Nun muss doch auch gewährleistet sein, dass das Projekt sinnvoll fortgeführt werden kann", sagt Martina Koeppen von der SPD Eimsbüttel. "Ohne die Mitarbeiter ist unser Projekt einfach nur ein Haus, ohne Seele, ohne Leben", sagt Karen Risse, Geschäftsführerin bei einfal, dem zuständigen Beschäftigungsträger. Die Mitarbeiter, ein Mix aus drei fest Angestellten, Ehrenamtlichen und 15 bis 20 Aktivjobbern, bieten Unterstützung wie zum Beispiel Erziehungs- und Jugendberatung, Familienhilfe, die Jobwerkstatt mit Bewerbungshilfe und einen pädagogischen Mittagstisch für Grundschüler. Was davon - eingeschränkt - fortgeführt werden kann, ist noch unklar.

Andrea Megger organisiert hier verschiedene Aktivitäten, hat gerade die Nikolausstiefel für die Kinder aus dem Viertel, das als sozial schwach gilt, mit Süßigkeiten gefüllt. Die alleinerziehende 37-Jährige aus Niendorf ist seit Juli arbeitslos. Montags bis freitags kommt sie für jeweils fünf Stunden in die Einrichtung. Nicht nur, um anderen zu helfen, sondern auch, um selbst Unterstützung zu bekommen. "Die Arbeit bedeutet mir sehr viel. Es gibt mir Stabilität, ich habe selber Schwierigkeiten in meinem Leben, die ich hier mit professioneller Hilfe abarbeiten kann." Ziel ist es, den Ein-Euro-Jobbern wie Frau Megger wieder zu einer Tätigkeit im Ersten Arbeitsmarkt zu verhelfen. Karen Risse: "Die Arbeitsförderung steht im Vordergrund. Wir qualifizieren und führen sie wieder an Arbeit heran." Manche erfolgreich, für andere werde es wohl nichts mehr werden.

Über die Vergabe der Fördermittel entscheidet in erster Linie das Jobcenter team.arbeit.hamburg, die jeweiligen Bezirksämter haben ein Mitspracherecht. Horst Weise von team.arbeit. hamburg kann sich zwar zum Fall ReeWie-Haus nicht konkret äußern, sagt aber: "Wir richten uns dabei nach den Bundesgesetzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Haus neu gebaut wurde oder ob ein schönes Projekt weiter unterstützt werden soll. Uns geht es um Langzeitarbeitslose." Eine Linie, die auch die Sozialbehörde vertritt: "Unser soziales Netz ist nicht auf Arbeitsgelegenheiten wie Ein-Euro-Jobber angewiesen", sagt Behördensprecherin Nicole Serocka. Im Einzelfall sei es traurig, "es gibt in Hamburg aber genügend Alternativen". Für einige Projekte besteht Hoffnung: Hamburg bekommt zusätzlich zehn Millionen Euro aus Berlin zur Eingliederung von Arbeitslosen. Ob das Geld in Ein-Euro-Jobs fließen soll, ist noch nicht entschieden.

Karen Risse hofft unterdessen auf den Bezirk Eimsbüttel - möglicherweise finanziert er die Projekte weiter.