Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Die Vorwürfe wiegen schwer, und falls sie zutreffen, ist eine weitere Zusammenarbeit in der Tat ausgeschlossen. Genau zu diesem Ergebnis ist nun der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) gekommen, nachdem sich alle Trainer des Verbandes in einem Brief an den DSV über die Arbeitsweise und das Auftreten von Bundestrainer Dirk Lange beschwert hatten. Mangelnde Teamfähigkeit wird Lange vorgeworfen, ein harscher Umgangston, und selbst seine fachliche Kompetenz wird in Zweifel gezogen. Allerdings könnte man dieser Art des Letters of Intent auch die böse Absicht unterstellen, einen Sündenbock gesucht und gefunden zu haben für das schlechte Abschneiden der deutschen Schwimmer bei der WM im vergangenen Juli in Shanghai, als es in den prestigeträchtigen Beckenwettbewerben nur fünf Bronzemedaillen gab.

Lange wiederum hatte ständig seine fehlenden Kompetenzen beklagt und seine Beförderung zum Cheftrainer gefordert. Die verwehrte ihm Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Beide standen sich seit Beginn ihrer Amtszeiten vor drei Jahren in inniger Abneigung gegenüber. Und wer Lange kennt, weiß, dass dieser seine Meinung unter die Leute zu bringen versteht. Bei allem Streit bleibt ohnehin die Frage, ob Lange seine unbestrittenen Stärken in der Position eines Bundestrainers überhaupt einbringen kann. Lange hatte in der Vergangenheit vor allem in Hamburg bewiesen, dass er seine Athleten wie Sandra Völker zu motivieren versteht. Er ist ein Mann für den Beckenrand, nicht einer für den großen konzeptionellen Entwurf. Insofern endet jetzt nur ein Missverständnis.