Es spricht viel dafür, dass die Zuschauer des ZDF am Sonnabend kurz nach 22 Uhr erlebten, wie das Ende einer Epoche angekündigt wurde. Denn um diese Zeit fragte Thomas Gottschalk Hape Kerkeling, ob er bereit sei, sein Nachfolger als Moderator von "Wetten, dass ..?" zu werden. Kerkeling antwortete freundlich, aber bestimmt: "Nein, ich möchte nicht." Wenn sie beim ZDF klug sind, werden sie nun die Suche nach einem neuen Moderator aufgeben und "Wetten, dass ..?" nach Gottschalks letzter Show im Dezember einstellen.

Wer, wenn nicht Kerkeling, käme für die Moderation des Show-Dinos infrage? Er war von Anfang an der einzige Kandidat, der beim ganz großen Publikum - vom Teenager bis zum Greis - konsensfähig war.

In Branchenkreisen wusste man seit Längerem, dass ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut in punkto Gottschalk-Nachfolge zuletzt nur noch auf Kerkeling setzte. Nach dessen Absage vor fast zehn Millionen Zuschauern weiß das auch der Rest der Republik.

Dies wird die ohnehin nicht einfache Suche nochmals erschweren. Welche halbwegs renommierte TV-Größe möchte "Wetten, dass ..?" im Bewusstsein übernehmen, dass ganz Fernsehdeutschland sie bestenfalls für die zweite Wahl hält? Erschwerend kommt hinzu, dass die letzte große deutsche Sonnabend-Abendshow schon jetzt unter chronischem Quotenschwund leidet. Dieser Trend würde sich mit einem neuen Moderator noch beschleunigen, denn "Wetten, dass ..?" ist auf Gottschalk zugeschnitten. Bleibt nur, die Sendung grundlegend zu verändern, was derzeit wohl erwogen wird. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings groß, dass dabei am Ende etwas anderes herauskäme als eine große Sonnabend-Abendshow.

Wie man es auch dreht und wendet: Das deutsche Fernsehen steht vor einem Epochenbruch. Die große Sonnabend-Show, die einst Moderatoren wie Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff begründeten und Rudi Carrell und Frank Elstner weiterentwickelten, wird es bald nicht mehr geben. Mit Gottschalks Abschied von "Wetten, dass ..?" endet ein Kapitel deutscher Fernsehgeschichte.