Obst, Gemüse und Spezialitäten im Angebot: Mitte 2012 soll ein Teil der Großmarkthallen auch den Endverbrauchern zugänglich sein.

Hamburg. Es ist eine kleine Revolution in der imposanten Halle des Hamburger Großmarkts: Feilschten auf dem abgeschirmten Gelände zwischen City Süd und den Elbbrücken bislang fast ausschließlich Geschäftsleute um die besten Preise für Äpfel, Kiwis, Möhren oder Ananas, so öffnen sich die Tore von 2012 an auch für die Öffentlichkeit.

"Wir wollen im kommenden Jahr einen Markt für Endverbraucher einrichten", sagt der Geschäftsführer des Großmarkts, Torsten Berens, dem Abendblatt. "Jeder Hamburger soll auf einer Teilfläche täglich zwischen 11 und 19 Uhr einkaufen können." Wenn es gut laufe, könne das Projekt schon im Sommer zum 50-jährigen Bestehen des Großmarkts an den Start gehen. Zwölf bis 15 Stände soll es anfangs auf dem neuen Markt geben, die neben Obst und Gemüse auch Schinken-, Wurst- oder Käsespezialitäten sowie edle Weine anbieten könnten. Geplant sei zudem ein gastronomisches Angebot mit kleineren Gerichten und einem Mittagstisch.

Verläuft die Testphase erfolgreich, dann könnte die Fläche für das neue Einkaufsparadies weiter ausgedehnt werden. Bislang gibt es für Konsumenten nur einmal im Jahr die Möglichkeit, sich in den Hallen mit Fleisch, Käse, edlen Ölen oder Pralinen einzudecken.

+++ Die Pläne des Hamburger Großmarktchefs +++

+++ Den Großmarkt erlebbar machen +++

Der Markt für Endverbraucher ist Teil einer Neuausrichtung des Großmarkts, mit der der Geschäftsführer auf den Wandel im Lebensmittelhandel reagiert. "Derzeit sind unsere Hallen mit 90 Prozent noch sehr gut ausgelastet", sagt Berens. 1,5 Millionen Tonnen an Obst und Gemüse werden dort jährlich umgeschlagen. Doch für die traditionellen Großhändler wird das Geschäft immer schwieriger. "Es gibt immer weniger selbstständige Einzelhändler, die sich bei uns mit frischer Ware eindecken", sagt Berens.

Das Treiben auf dem "echten" Großmarkt werden die neuen Besucher allerdings nur eingeschränkt miterleben können. Zum einen wird der Endverbrauchermarkt mit Trennwänden von den übrigen Ständen in der Halle abgeschirmt. Zum anderen arbeiten die Großhändler von der Nacht bis in die frühen Morgenstunden und dürften in der Regel verschwunden sein, wenn die Verbraucher zum Shoppen anrücken.

Auch preislich soll sich der neue Markt eher am normalen Lebensmittelladen oder an den Wochenmärkten orientieren. "Obst und Gemüse zu Großhandelspreisen wird es bei uns für die Endverbraucher nicht geben", sagt Berens. Man wolle sich eher durch Qualität und Atmosphäre denn über den Preis von anderen Anbietern absetzen.

Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) begrüßt das Projekt. "Das Ganze ist eine Win-win-Situation, die ein Zusatzangebot für die Hamburger Bürger schafft, die Flächen noch optimaler nutzt und dem Großmarkt nicht zuletzt zusätzliche Einnahmen bringt."

"Aus touristischer Sicht kann das neue Angebot durchaus eine Bereicherung sein", meint auch der Geschäftsführer des Hamburger Einzelhandelsverbands, Wolfgang Linnekogel. Man müsse allerdings aufpassen, dass der Markt nicht zu einer Konkurrenz für etablierte Supermärkte werde.