Tarifeinigung kann für neue Kultur im Unternehmen sorgen

Mit ungewöhnlicher Härte haben die Arbeitnehmervertreter und die Geschäftsführer um einen neuen Zukunftstarifvertrag für die mehr als 16 000 Beschäftigten in den deutschen Airbus-Werken gerungen. Verglichen damit kam der Vorgänger, der sogenannte "Siduflex"-Vertrag - das Kürzel steht für Sicherheit durch Flexibilität -, im Jahr 2003 sehr viel geräuschloser zustande.

Wirklich überraschend ist das aber nicht, denn das Verhältnis zwischen der Arbeitnehmerseite und dem Topmanagement hat sich in den Jahren seitdem merklich verschlechtert. Ein Grund dafür war sicherlich das ambitionierte Sparprogramm "Power 8". Doch auch die schleichende Zentralisierung der unternehmerischen Entscheidungen in Toulouse dürfte dazu beigetragen haben.

Der Zukunftstarifvertrag soll nun für eine Wende sorgen, mit ihm will man eine "neue Kultur der Zusammenarbeit" etablieren, wie es gestern hieß. Das ist auch dringend erforderlich, denn trotz aller Auftragsrekorde nehmen die Herausforderungen für Airbus in den nächsten Jahren nicht ab. Das Gegenteil ist der Fall: Neue Wettbewerber zum Beispiel aus China treten am Markt auf und es gilt, Flugzeuge mit völlig neuer Technologie serienreif zu machen.

Die Voraussetzungen dafür, dass sich die Stimmung im Konzern verbessert, sind allerdings nicht schlecht. Eine Beschäftigungssicherung bis zum Jahr 2020 ist eine in der deutschen Unternehmenslandschaft wohl einmalige Errungenschaft, die Ruhe in die Belegschaft bringen sollte. Dass eine solche Festlegung nicht umsonst zu haben sein kann, ist klar: Betriebsrat und IG Metall mussten höhere Produktivitätssteigerungen zugestehen, als man zunächst angeboten hatte, eine Reihe weiterer Forderungen ist zudem nicht erfüllt worden. Vor allem aber hat sich Airbus für den Fall, dass die Einsparungen kleiner ausfallen als bisher erhofft oder der Markt einbrechen sollte, die Möglichkeit gesichert, im Jahr 2016 aus dem Vertrag auszusteigen.

Bleibt zu hoffen, dass es dazu nicht kommen muss - und dass beide Tarifparteien nun die Chancen nutzen, die ihnen der Vertrag bietet.