Konditoren zeigen auf der Tortenshow 2011 in der Handwerkskammer, was sie können. Aufwendigen Maßanfertigungen sin dneuer Trend.

Hamburg. Für Kalorienzähler wird es ein Wochenende wie jedes andere. Für alle jedoch, die einem besonderen Stück Backwerk nicht widerstehen können, werden Sonnabend und Sonntag wahre Festtage, denn in der Handwerkskammer macht die "Tortenshow 2011" Station. Wahre Prachtbauten mit Zuckermasse, Marzipan und fantasievollen Verzierungen werden an den beiden Tagen präsentiert.

"Es ist eine Fachmesse für jedermann", sagt die Veranstalterin Katja Kruse. Denn es sind vor allem Hobbybäckerinnen, die ihre kunstvollen Torten einreichen. "Nur etwa zehn Prozent der Teilnehmer sind professionelle Konditoren", sagt Kruse. Kunstvolle Torten herzustellen könne jeder lernen. "Man muss es sich vorstellen wie Basteln", fügt sie hinzu. Es sei aufwendig und dazu fehle vielen Konditoren die Zeit. Unter den Hobbybäckern wird diese besondere Bastelarbeit dagegen immer beliebter.

"Der Trend kommt aus Amerika und Großbritannien", sagt Jannich Nissen, der Mitte Juli an den Colonnaden das "Kaufhaus der Torten" eröffnet hat. Der Däne, der in seinem Heimatland bereits sieben dieser Läden betreibt, verkauft kein Backwerk, dafür alles, was man braucht, um es herzustellen, und was an Zubehör denkbar ist. "Wir sind das größte Geschäft dieser Art in Deutschland", sagt Nissen. Etwa 4000 Produkte umfasst das Angebot.

Es gibt unzählige unterschiedliche Backformen, darunter so ausgefallene wie jene für eine mittelalterliche Burg oder einen Totenkopf, dazu weiße Zuckerstreusel in Form kleiner Knochen, Rollfondat (Zuckerpaste) zum Überziehen der Torten, Blüten in allen Variationen und Farben, Aromen und vieles mehr. "Wenn Sie eine Party machen und so einen kunstvollen Kuchen servieren, dann merken Ihre Gäste, wie viel Mühe Sie sich gegeben haben. Ihre Gäste werden Sie lieben", sagt Nissen.

"Es ist ein sehr zeitintensives Hobby, aber man kann unendlich kreativ sein", sagt auch Ute Stuhr, selbstständige Tortendesignerin, die demnächst in Nissens Kaufhaus der Torten Kurse anbieten wird.

Noch sperre sich die Konditoren-Innung etwas gegen den neuen Trend, "aber es gibt eine kleine Gruppe, die darum kämpft, dass es den Beruf des Cake-Designers auch hier geben wird", sagt Stuhr. Die Haltung der Konditoreninnung sei bislang eher: "Was wollen diese wild gewordenen Hausfrauen eigentlich?"

Tatsächlich kann jeder Hobbykuchenbäcker klein anfangen. "Dafür brauchen Sie nur ganz wenig", sagt Stuhr. Eine Backform, die habe aber ohnehin fast jeder Haushalt. "Dann brauchen Sie eine Rolle zum Ausrollen und Rollfondat, auch Zuckerpaste genannt. Das lässt sich viel leichter verarbeiten als Marzipan." Als fortgeschrittener Tortenbäcker könne man natürlich auch Tausende Euro für das nötige Zubehör ausgeben.

Bettina Schliephake-Burchardt hat sich den bombastischen Torten schon vor vielen Jahren verschrieben. Die gelernte Konditorin fertigt in ihrer Werkstatt Bettys Sugar Dreams in Volksdorf Torten auf Bestellung an, sozusagen Torten-Haute-Couture. "Es ist alles maßgeschneidert und Handarbeit", sagt sie. Schliephake-Burchardt ist seit 18 Jahren selbstständig und bietet außerdem Kurse an.

Die Hamburgerin hat auch ein umfangreich bebildertes Lehrbuch zum kunstvollen Verzieren von Torten geschrieben (Bettys Sugar Dreams - Motivtorten, 24,95 Euro). "Es ist eine sehr befriedigende Arbeit. Man kriegt sehr viel Lob", sagt die Zuckerbäckerin über den Boom, den diese Torten hierzulande gerade erleben.

Am Wochenende sitzt sie bei der "Tortenshow", die in Hamburg zum dritten Mal stattfindet, in der Jury. 116 Torten sind im Wettbewerb. Die schönsten in sechs Kategorien werden prämiert, darunter eine mehrstöckige Hochzeitstorte und die Torte zum Thema Weihnachten. Aussteller aus Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und Amerika bieten Zubehör und Dekorationsartikel an.

Ein Pflichttermin für Hobbybäckerinnen wie Annika Suck, die ihr Herz für die Kuchenbäckerei schon als Zwölfjährige entdeckt hat. Inzwischen backt die Architektin in ihrer Freizeit Motivtorten für Freunde und Bekannte. Ein aufwendiges Hobby: "Pro Torte brauche ich bis zu zehn Stunden", sagt die 33-Jährige aus Quickborn. Am Wochenende will sie erst mal vorfühlen, wie hoch die Messlatte der Jury für die Wettbewerbstorten ist. "Im nächsten Jahr möchte ich dann selbst teilnehmen", sagt Suck, die sich darauf freut, Gleichgesinnte zu treffen. "Ich habe diesmal zu spät von der Veranstaltung erfahren, und man braucht genug Zeit für die Vorbereitung, damit die Torte perfekt wird. Und perfekt muss sie dann schon sein."