Hobby- und Profikonditoren treten im Wettbewerb um die aufwendigste Torte an. Publikumsliebling war ein Werk mit dem Titel “Der 90. Geburtstag“.

Rotherbaum. Der weiße Hund hat sich mitten auf der Torte niedergelassen. Rundherum quillt die Cremefüllung aus dem Gebäck. Fiffi fühlt sich anscheinend pudelwohl, zwischen den Zähnen klemmt ein Deko-Keks. Das Wuschelhündchen, die Torte, der Zimtstern im Maul - alles aus Zucker. Der Tortenbello ist ein Gesamtkunstwerk von Tina Herzog. Von Beruf ist die Dame Patissière im Hotel Adlon in Berlin. In ihrer Freizeit zaubert sie zuckersüße Kunstwerke, um sich damit im Wettbewerb europaweit mit Tortenkünstlern zu messen. Ihr tierisches Zuckerwerk war am Wochenende bei den Kindern meistbewundertes Ausstellungsstück der zweiten Hamburger "Tortenshow" im Curio-Haus. Mit einer dreistöckigen, pompösen weißen Kreation setzte sich Tina Herzog zudem gegen die gesamte Konkurrenz aus der europäischen Konditorenzunft durch und gewann den ersten Preis in der Königsdisziplin Hochzeitstorte.

Publikumsliebling war ein Werk der Zuckerbäckerin Monika Ahlswede aus Bad Pyrmont mit dem Titel "Der 90. Geburtstag": Auf einer Schokotorte hat die Großmutter mit ihrem Mops Platz genommen. Beide tragen goldene Partyhütchen und warten, dass das Kaffeekränzchen endlich losgeht. Eine filigrane Arbeit, von den Juroren mit dem ersten Preis in der Kategorie "Dekorierte Festtorte" ausgezeichnet.

Im Curio-Haus hatten sich insgesamt 80 Profi- und Hobbykonditoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aus Italien, den Niederlanden und Belgien mitsamt ihren fantastischen Torten zum Wettbewerb der Konditorenkünste eingefunden. 1600 Besucher zogen an zwei Tagen über die Messe, um die Zuckerkünste zu bewundern, um sich von Meisterinnen des Fachs in Workshops Anregungen für daheim zu holen oder sich mit Werkzeugen für die Herstellung kleinster Zuckerblümchen auszurüsten.

Das Anfertigen der verzierenden Miniaturelemente auf einer Torte kann Stunden bis Tage dauern. Was aus Zeitgründen ein professioneller Konditor nur noch in Ausnahmefällen leisten kann, ist bei den Hobbybäckern der Normalfall. Die Arbeiten an einem Blumenbouquet aus Zucker kann Wochen dauern. Dafür sind die guten Stücke lange genießbar. "Zucker hält sich ewig", so Katja Kruse.

Eine internationale Fachjury, angeführt von der Volksdorfer Konditorin Bettina Schliephake-Burchardt, nahm sämtliche Torten nach den englischen "Sugar Craft Standards" in Kategorien wie Dekorierte Festtorte, Freestyle-Torte und in der Königsdisziplin Hochzeitstorte unter die Lupe.

Die Idee, Hamburg zur Motivtorten-Hochburg des europäischen Festlandes zu machen, stammt von der Hamburgerin Katja Kruse, Organisatorin von Hochzeitsmessen für Schwule und Lesben. "Auf einer Messe habe ich Betty Schliephake-Burchardt als Ausstellerin kennengelernt." Von der Konditorin habe sie erfahren, dass es in England und den USA riesige Motivtortenmessen gebe. "Das fand ich spannend. Deshalb habe ich mich hier in Hamburg daran versucht." Mit Erfolg. 2009 kamen 1200 Fans zur ersten Tortenshow, in diesem Jahr waren es schon 400 mehr. "Ich möchte die Tortenmesse in Deutschland fest etablieren", sagt Katja Kruse. "Hamburg ist als touristisch attraktive Stadt der optimale Standort für so eine Veranstaltung." Der Termin für die nächste europäische Tortenmesse in Hamburg steht schon fest: 22. und 23. Oktober 2011.