Hält die Klimaanlage der Hitze stand? Beim Extremtest hat die Kühlung des Prototyps versagt. Mehrkosten von rund 70 000 Euro.

Minden/Hamburg. Von draußen peitscht der Regen an die unscheinbare graue Halle. Im Innern ist es heiß. Das Messgerät zeigt 35 Grad Lufttemperatur an. Ein schwarzes Rohr leitet die heiße Luft in den Raum. Mitten in der Halle steht der Prototyp des komplett modernisierten Fahrzeugtyps ET 474 Plus der S-Bahn Hamburg. Auf dem Zugzielanzeiger steht "S 21 Elbgaustraße". Doch bevor der S-Bahn-Zug auf die Schiene darf, wird das Fahrzeug hier zunächst extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt. Von minus 20 bis plus 45 Grad Celsius.

Die wichtigste Frage: Hält die Klimaanlage der Hitze stand? Dann kommt die böse Überraschung beim Betreten des S-Bahn-Zugs. Es sind etwa 37 Grad. Nach wenigen Sekunden steht Laborleiter Michael Meister der Schweiß auf der Stirn: "Die Klimaanlage hat dem Test in der Klimakammer nicht bestanden. Der Verdichter ist ausgefallen", sagt Meister. Neben ihm steht Projektleiter Torsten Zechel: "Wir werden mit dem Hersteller in der nächsten Woche ein Gespräch führen. So etwas darf nicht passieren."

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Da die Klimaanlage beim Extremtest versagt hat, entstehen rund 70 000 Euro Mehrkosten. Denn so viel kostet der Besuch in der Klimakammer, und der muss nun wiederholt werden, nachdem die Klimaanlage untersucht wurde. Dafür muss der S-Bahn-Prototyp wieder nach Hamburg zurückgezogen werden. Der Transport kostet auch wieder Geld, pro Richtung 6000 Euro. Allein der Umbau des Prototyps, der neben durchgängigen Wagen auch mehr Platz für Fahrräder oder Kinderwagen bietet, hat vier Millionen Euro gekostet. Davon dürfte ein stattlicher Betrag für die auf dem Dach installierte Klimaanlage ausgegeben worden sein - die nun nicht funktioniert: "Bevor ein Fahrzeug in den Betrieb geht, muss es der Prüfung hier standgehalten haben. Damit so etwas nicht mit Fahrgästen an Bord passiert", sagt Meister.

Die Klimakammer wurde im Dezember 2008 eröffnet, der Bau soll etwas mehr als eine Million Euro gekostet haben. Hier werden sogar U-Bahn-Waggons aus Indien getestet.

Im Innern sieht der S-Bahn-Zug aus wie ein Versuchslabor. Überall sind Kabel verlegt. Auf den Sitzen liegen Heizfolien, diese simulieren die Wärmeentwicklung, die im Betrieb durch die Fahrgäste verursacht würde. Es ist übrigens nicht überall so heiß. Im Führerstand funktioniert die Klimaanlage. Es sind angenehme 23,5 Grad.