Birger Wolter, 44, ist der Hamburger Vorsitzende von Pro Bahn.

Hamburger Abendblatt:

1. Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) will die Fahrpreise für Busse und Bahnen zum 1. Januar 2011 um durchschnittlich 3,2 Prozent erhöhen. Ist diese deutliche Tarifanhebung gerechtfertigt?

Birger Wolter:

Der HVV orientiert sich bei dieser Fahrpreiserhöhung an einem mit der Stadt Hamburg als Aufgabenträger abgestimmten Index. Dieser berücksichtigt zum Beispiel die Entwicklung der Kosten für das Personal, Dieseltreibstoff oder Strom. Wenn man also diesen Index berücksichtigt, ist die Tarifanhebung zu vertreten. Dennoch wäre eine Anpassung um nur zwei Prozent, ähnlich der Erhöhung im Nahverkehr der Deutschen Bahn und im Schleswig-Holstein-Tarif, ein kundenfreundlicheres Signal.

2. Ist es sinnvoll, dass die Fahrpreise alle Jahre wieder erhöht werden?

Wolter:

Ja, denn regelmäßige kleinere Anpassungen werden von den Fahrgästen weit weniger emotional empfunden als seltenere größere Erhöhungen. Diese können den Kunden besser vermittelt werden.

3. Werden höhere Fahrpreise für einen Rückgang der Fahrgastzahlen sorgen?

Wolter:

Möglicherweise wird die Aufwärtsspirale aus verbessertem Verkehrsangebot, steigender Fahrgastzahl, steigenden Fahrgeldeinnahmen und verbessertem Verkehrsangebot kurzfristig eine Delle erfahren. Diese dürfte jedoch durch das ständig steigende hochwertige Mobilitätsbedürfnis in der Metropolregion Hamburg rasch wieder ausgeglichen werden.

4. Wofür sollten die Mehreinnahmen des HVV denn investiert werden?

Wolter:

Durch die Indexierung der Fahrpreise fließen die Mehreinnahmen in die Kostensteigerung der Verkehrsunternehmen. Entstünden zusätzlich investierbare Mehreinnahmen, sollten hoch belastete Metrobuslinien durch den Bau von Stadtbahnstrecken sowohl für den Fahrgast komfortabler als auch für das Verkehrsunternehmen wirtschaftlicher betrieben werden.

5. Ist es ein gutes Signal, dass die Deutsche Bahn in diesem Jahr auf eine Fahrpreiserhöhung im Fernverkehr verzichtet?

Wolter:

Ja, denn nach den zahlreichen Pannen der IC(E)-Fahrzeugflotte sowohl im kalten Winter wie auch im heißen Sommer muss das Vertrauen der Fahrgäste nicht nur durch stabile Preise, sondern auch durch eine Komfortoffensive zurückgewonnen werden.