Hamburg und Schleswig-Holstein waren sich über Jahre so nah, dass Spitzenpolitiker hier wie dort laut über eine Länderehe nachdachten. Von dieser Nordstaat-Euphorie ist nur noch wenig zu spüren. Stattdessen knirscht es vernehmlich im Verhältnis zwischen Stadt und Land.

Für die Beziehungskrise gibt es mehrere Gründe, darunter einen politischen. Bürgermeister Olaf Scholz backt lieber kleine und feine hanseatische Brötchen als größere und trockene norddeutsche Brote. Der SPD-Politiker möchte beispielsweise eine eigene Förderbank in Hamburg aufbauen, obwohl seine CDU-Vorgänger eine gemeinsame Investitionsbank mit Schleswig-Holstein anpeilten.

Schwerer als die politischen Differenzen zwischen den Partnern wiegen die ökonomischen. Hamburg ist deutlich besser bei Kasse als Schleswig-Holstein und investiert in Bildung, Sicherheit und Kultur. In der Stadt sind die Schulklassen schon jetzt kleiner als im Umland, viele andere Alltags-Standards etwa im Sozialbereich deutlich höher. Die Landesgrenze wird so zu einer Wohlstandsgrenze. In Kiel wird diese Entwicklung mit großer Sorge gesehen, weil es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Bürger in Norderstedt, Ahrensburg oder anderswo für sich Hamburger Verhältnisse einfordern. Schleswig-Holstein bliebe am Ende nur die Kapitulation, ein Nordstaat zu Hamburgs Bedingungen.

In Kiel glauben einige Politiker, dass Scholz eben diese Strategie verfolgt. Tatsächlich denkt Hamburgs Bürgermeister wohl einfach nur bis zu seiner Stadtgrenze.