Drei junge Frauen haben alle Hürden überwunden. Sie betreuen jetzt Krippenkinder

Barmbek-Süd. Claudia Beyer, Marya Ullfat und Zeliha Mutlu können kaum glauben, dass es jetzt so weit ist - dass sie in ihrer neuen Tagespflegestelle Nestwärme an der Vogelweide in Barmbek-Süd endlich Kinder betreuen können und die Monate des Wartens vorbei sind. Seit Januar haben die drei Tagesmütter darauf hingearbeitet, ihren sogenannten Großtagespflegezusammenschluss zu verwirklichen.

Nun, da sie alle Widrigkeiten bezwungen haben, bessern sie die Statistik der Behörde auf, denn der Plan der Hamburger Sozialbehörde, den Ausbau von Tagespflegezusammenschlüssen mit finanziellen Anreizen voranzutreiben, ist nicht aufgegangen. Mit Miet- und Investitionszuschüssen sollten Zusammenschlüsse von mindestens drei Personen attraktiver werden. Doch bis zur Eröffnung können Monate vergehen, weil die bürokratischen Anforderungen immens sind.

Diese Erfahrung mussten auch Claudia Beyer und Zeliha Mutlu machen, die schon zuvor gemeinsam als Tagesmütter gearbeitet hatten. Ihr Zweierzusammenschluss sei aber nicht mehr konkurrenzfähig gewesen, sagt Beyer, "wir mussten von den Eltern einen Mietzuschuss nehmen. Das war ein Wettbewerbsnachteil." Zweierzusammenschlüsse bekommen nämlich keinen Zuschuss zur Miete. Auf der Suche nach geeigneten Räumen für einen Dreierzusammenschluss wurden sie an der Vogelweide 20 fündig. Die Vermieterin der ehemaligen Friseurstube wollte gern an die Tagesmütter vermieten, allerdings benötigten diese zuvor eine Nutzungsänderung vom Bezirksamt Nord. Am 5. April reichten sie den Antrag an, die Genehmigung bekamen sie erst drei Monate später, am 8. Juli 2011. "Unsere Vermieterin ist großartig. Sie hat so lange gewartet", sagt Beyer.

Am 11. Juli konnte endlich der Mietvertrag unterschrieben werden. Erst danach sind die Investitionszuschüsse von 10 000 Euro bei der Behörde zu beantragen. Auch diese Bewilligung ließ Wochen auf sich warten. "Leider mussten wir die Küche schon bestellen, weil sie mehrere Wochen Lieferzeit hatte", sagt Marya Ullfat.

"Man muss sich ganz schön durchbeißen und braucht einen langen Atem", sagt Beyer, die selbst Mutter zweier Kinder ist und sich neben ihrer Arbeit als Tagesmutter zur Sozialpädagogischen Assistentin ausbilden lässt.

Um es Interessenten künftig leichter zu machen, hat die Sozialbehörde in einem zweijährigen Projekt ein Internethandbuch für Großtagespflege erstellen lassen, das demnächst online gestellt werden soll. Enthalten sind umfangreiche Informationen zu gesetzlichen Reglungen sowie Ansprechpartner zu den einzelnen Bereichen.

Der Bereich Tagespflege ist nicht der einzige, bei dem es derzeit hakt. Auch bei einem weiteren Betreuungsangebot für Krippenkinder gibt es massive Probleme. Die Aktion Kinderparadies, die auf 27 öffentlichen Spielplätzen täglich mehr als 300 Kinder zwischen eineinhalb und vier Jahren ehrenamtlich betreut, hat Alarm geschlagen. Auf den Spielplätzen gibt es zum Teil einen erheblichen Sanierungsstau. Von der prekären baulichen Situation sind vor allem die Spielhäuser betroffen, die den Ganzjahresbetrieb der "Freiluftspielzimmer" garantieren. In den vergangenen Monaten hatte der Verein deshalb zwei Angebote geschlossen. Bislang hat die Stadt aber nicht auf die Hilferufe reagiert, obwohl der Senat Antworten auf zwei Kleine Schriftliche Anfragen von Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) und Robert Heinemann (CDU) Investitionsbedarf auf sieben Spielplätzen einräumt. Die Gesamtkosten beziffern die Bezirke, die für die Instandsetzung zuständig sind, auf mindestens 85 500 Euro.

Das Problem: Den Bezirken, die für die Instandhaltung zuständig sind, stehen keine zusätzlichen Mittel für die Wetterschutzhäuser zur Verfügung. Alle Ausgaben müssen aus dem Titel "Planung, Instandsetzung, Neuanlage und Umgestaltung von Grünanlagen und Spielplätze" finanziert werden, der für 2011 gerade mal einen Ansatz von 2,9 Millionen Euro hatte.

"Diese Sanierungskosten sind so gering, dass der Senat unabhängig davon sofort tätig werden müsste", forderte Heinemann. Der Altonaer Bürgerschaftsabgeordnete geht sogar noch weiter: "Eigentlich müsste die Stadt dem Verein das zuweisen, was ein Krippenplatz im staatlichen Betreuungssystem kosten würde. Gerade angesichts des Ausbaus der Krippenplätzen muss das Angebot erhalten bleiben."