Bayerischer Großhändler Dennree expandiert in der Hansestadt. Auch Konkurrent Alnatura denkt über weitere Filialen an der Elbe nach.

Hamburg. Für einen neuen Biomarkt könnte die Lage kaum besser sein. Mitten im Hamburger Szeneviertel Ottensen schlürfen Öko-Fans seit Kurzem ihren umweltgerechten Latte macchiato, kaufen biologisch angebaute Möhren und Orangen ein oder stöbern durch das Angebot aus verschiedenen Bioweinen. Hell und übersichtlich wirkt das Geschäft mit seinen breiten Gängen, weit entfernt von der Unübersichtlichkeit und Enge der Ökoläden früherer Jahrzehnte.

Denn's Biomarkt nennt sich die Kette, die an der Ottenser Hauptstraße gerade ihre dritte Filiale in der Hansestadt eröffnet hat. "Im November werden wir in Hamburg noch ein viertes Geschäft aufmachen", sagt Unternehmenssprecherin Antje Müller dem Abendblatt. Die hanseatische Offenheit und das hohe Interesse an Bioprodukten sprächen für den Standort.

Die neuen Märkte sind Teil einer groß angelegten Expansionsoffensive, mit der das Unternehmen aus dem bayerischen Töpen derzeit die Branche aufmischt. Allein im vergangenen Jahr eröffneten 17 neue Denn's Biomärkte, in diesem Jahr kamen bislang zwölf Geschäfte hinzu. Mit insgesamt 66 Supermärkten in Deutschland und fünf weiteren in Österreich hat Denn's Biomarkt damit sogar den bisherigen Marktführer Alnatura abgelöst, dessen Filialnetz im Augenblick exakt 64 Geschäfte umfasst.

Die Wachstumsstärke der Bayern ist für Branchenkenner nicht überraschend: Hinter Denn's Biomarkt verbirgt sich nämlich Deutschlands umsatzstärkster Großhändler für Öko-Lebensmittel, Dennree (angelehnt an den französischen Begriff für Grundnahrungsmittel). 1974 von dem Biopionier Thomas Greim gegründet, finden sich die rund 10 000 Artikel des Großhändlers heute in etwa 1300 Biogeschäften der Republik. 410 Millionen Euro erlöste das Unternehmen im vergangenen Jahr. 69 Millionen Euro steuerte die Einzelhandelssparte bei.

Eigene Supermärkte betreibt der Großhändler seit 1996. Dabei schreitet die Expansion einerseits durch die Eröffnung neuer Standorte, aber auch durch die Übernahme bestehender Bioläden voran. So hat Denn's Biomarkt in Ottensen den alteingesessenen Markt Achaldan ersetzt. Dessen Inhaber zählte bereits zuvor zur sogenannten Biomarkt-Verbundgruppe von Dennree, in der rund 230 selbstständige Öko-Händler zusammengeschlossen sind. Aus persönlichen Gründen habe der Ex-Inhaber seinen Markt Dennree angeboten, heißt es beim Großhändler. Er werde demnächst die Leitung eines Biosupermarkts in Elmshorn übernehmen. Die ehemaligen Achaldan-Mitarbeiter würden von dem neuen Eigentümer weiterbeschäftigt.

Nicht immer aber läuft der Ausbau des Supermarktnetzes so harmonisch ab. "Vor allem zu Beginn der Expansion von Denn's Biomarkt gab es viele Bedenken in kleinen Naturkostläden, die plötzlich Konkurrenz vom eigenen Großhändler bekamen", sagt eine Sprecherin des Internetmagazins "Bio-Markt.info". Laut Berechnungen des Onlinedienstes hat sich die Zahl der Biosupermärkte in Deutschland im ersten Halbjahr dieses Jahres um 29 auf rund 600 erhöht, die meisten der neuen Geschäfte wurden dabei von Filialisten eröffnet. "Für die kleinen Naturkostläden wird es immer enger", heißt es bei "Bio-Markt-info". Sie müssten mit der Zeit gehen und ihre Sortimente an die der großen Wettbewerber anpassen.

Zunehmende Konkurrenz bekommen die kleinen Händler zudem vom klassischen Lebensmitteleinzelhandel und von den Discountern. Laut der Marktforschungsgesellschaft Nielsen legte der Handel mit Biolebensmitteln in den ersten sechs Monaten 2011 vor allem wegen der größeren Öko-Sortimente bei Aldi, Lidl und Co. zu. Insgesamt wuchs der Markt um fast zehn Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.

Beim bislang größten Biofilialisten Alnatura gibt man sich angesichts der starken Expansion der Konkurrenz aber demonstrativ gelassen. "Wir freuen uns über neue Wettbewerber, die die Bio-Idee weiter vorantreiben", sagt Alnatura-Sprecherin Stefanie Neumann dem Abendblatt. Das Unternehmen aus dem hessischen Bickenbach hat in diesem Jahr selbst bereits sechs neue Biomärkte eröffnet, darunter auch eine Filiale im Grindelviertel. Insbesondere der Hamburger Markt mit seinem bioaffinen Publikum biete nach wie vor großes Wachstumspotenzial, sagt die Alnatura-Sprecherin. "Neben den vier bestehenden Geschäften können wir uns durchaus noch eine Reihe weiterer Filialen in der Hansestadt vorstellen."