Grundeigentümer an den Großen Bleichen und der Poststraße investieren fünf Millionen Euro in die Umgestaltung der Straßen und Wege.

Neustadt. Die Hamburger Innenstadt soll weiter aufgewertet werden: Jetzt hat der Senat das BID (Business Improvement District) Passagenviertel eingerichtet. Dieses umfasst die Straßen Große Bleichen, die Poststraße und die Bleichenbrücke. Die Grundeigentümer wollen hier fünf Millionen Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre investieren. BID bedeutet, dass die Investoren Straße und Gehweg nach eigenen Vorstellungen umgestalten und selbst entscheiden können, ob und wo für welche Gebühren geparkt werden darf. "Wir haben uns zusammengeschlossen, um dieses Quartier für die Besucher attraktiver zu gestalten. Wir werden den Wohlfühlfaktor in dieser erstklassigen Lage deutlich erhöhen", sagte Christina Ruppert, die die Grundeigentümer vertritt. Es habe Einigkeit unter den Immobilienbesitzern bestanden, mit diesem neuen BID eine Lücke in der Innenstadt zu schließen. Die "Schwesterstraße" Neuer Wall sei ein positives Beispiel dafür, wie erfolgreich ein BID umgesetzt werden könne.

Im neuen Passagenviertel sind nun zahlreiche Maßnahmen geplant, um die Atmosphäre zu verbessern: Ein Serviceteam soll sich um die Sauberkeit kümmern, die Überwachung des Parkraums übernehmen und als Ansprechpartner für die Kunden und Geschäftsleute zur Verfügung stehen. Ein Quartiersmanagement soll das Viertel künftig besser vermarkten. Die Gehwege, die mit gelblichem Granit ausgelegt werden, sollen breiter werden und so die Passanten zum Flanieren einladen. Die Fahrbahn wird auf 3,50 Meter reduziert. Damit sich die Kunden besser zurechtfinden, wird ein Leitsystem eingerichtet: Auf dem Gehweg werden Messingtafeln verlegt, die dann auf die diversen Einkaufspassagen hinweisen sollen.

Die Garten- und Landschaftsbaufirma zum Felde mit Sitz in Hummelsbüttel soll die baulichen Maßnahmen umsetzen und das BID betreuen. Es ist nach dem Neuen Wall, den Hohen Bleichen und dem Opernboulevard das vierte Projekt dieser Art in der City. Im gesamten Hamburger Stadtgebiet gibt es zwölf BID.

Das erste entstand 2005 am Sachsentor in Bergedorf, weitere wurden beispielsweise am Wandsbeker Markt, am Tibarg in Niendorf und an der Lüneburger Straße in Harburg eingerichtet. Das erste BID überhaupt wurde in den 70er-Jahren im kanadischen Toronto eröffnet.

Markus Schreiber (SPD), Leiter des Bezirksamts Mitte, begrüßt die Entwicklung: "Es ist ein großer Gewinn, dass hier immer mehr BID entstehen. Dass die Grundeigentümer viel Geld in die Hand nehmen, entlastet die Stadt, das ist in Zeiten knapper Kassen ein tolles Engagement." Der Bezirkschef ist sicher, dass "Touristen und Hamburger gleichermaßen" von dem Projekt profitierten.

Auch die Handelskammer steht uneingeschränkt hinter dem Projekt. Heiner Schote, stellvertretender Geschäftsführer der Handelskammer Hamburg, spricht von einem "Erfolgsmodell". Alleine in Hamburg gebe es fast so viele BID wie im gesamten Bundesgebiet.

Die Handelskammer berät Grundeigentümer, die sich für die Einrichtung eines BID interessieren. "Wir haben zahlreiche Anfragen. Dieses Konzept ist deshalb so beliebt, weil die Grundeigentümer den öffentlichen Straßenraum in Abstimmung mit der Stadt nach eigenen Wünschen gestalten und somit attraktiver machen können", so Schote weiter. Außerdem biete ein BID die Möglichkeit, ein Quartiersmanagement und ein professionelles Marketing zu organisieren, so der Experte weiter.

Zurzeit sind drei weitere BID an bekannten Hamburger Standorten in Planung: Auch in der Mönckebergstraße, auf der Reeperbahn und im Nikolaiquartier wollen die Grundeigentümer Geld investieren, um den öffentlichen Straßenraum aufzuwerten.

Das BID Nikolaiquartier würde das bislang größte in Hamburg werden, unter anderen sind dort der Große Burstah, der Kleine Burstah und der Alte Wall integriert. "Wir haben die Planungen fast abgeschlossen. Wenn die endgültige Finanzierung steht, dann könnten wir im kommenden Jahr beginnen", sagte Kevin Schütt von Schütt Optik, einer der Initiatoren des Projekts.