Der Seemannsklub ist eine Mischung aus Völkerkundemuseum und Haifischbar. Täglich kommen rund 110 Seeleute aus aller Welt zu Besuch.

Waltershof. In den 1980er-Jahren wurden hier, am längst nicht mehr existierenden China-Terminal, noch Säcke auf Schiffe verladen, ein flacher Ziegelbau diente als Bürpavillon. Dann zog die Seemannsmission dort ein und baute den Seemannsklub Duckdalben auf. Heute steht mitten zwischen riesigen Containerlagern und der Rampe zur Köhlbrandbrücke ein mit Rosen und Wein bewachsenes Kleinod, das täglich von rund 110 Seeleuten aus aller Welt besucht wird. In dieser Woche nun feiert der Duckdalben sein 25-jähriges Bestehen.

Eine kleine Bar ist dort drinnen eingerichtet, Bier und Kaffee gibt es hier, in einem Shop werden Shampoo, Zigaretten oder Rasierklingen verkauft. Unzählige Rettungsringe mit Schiffsnamen hängen im Foyer von der Decke und erinnern an Hans-Albers-Romantik, die es in der modernen Seefahrt längst nicht mehr gibt. "Vier, fünf Stunden - mehr Freizeit ist für viele Seeleute nicht drin", sagt Duckdalben-Mitarbeiter Lars Kostka.

Verdienst und Zeit der meist von den Philippinen, aus Indien oder Russland stammenden Männer reicht auch nicht für Ausflüge zu Landesbrücken, Innenstadt oder Reeperbahn. "Wir holen die Seeleute mit Kleinbussen von den Schiffen ab und bringen sie wieder hin", sagt der Duckdalben-Mitarbeiter: "Das Wichtigste für sie ist dann, nach Wochen oder Monaten Kontakt mit Familien und Freunden zu haben." Zwar gibt es an Bord von Schiffen teure Satellitentelefone. "Doch bei einem Tagesverdienst von 35 Euro kann sich das keiner der Leute leisten", sagt Kostka. Im Vorraum des Duckdalbens sind dazu Telefonkabinen aufgereiht, Internet und E-Mail-Kontakt nach Hause sind dort möglich.

In einem großen, hohen Saal mit Kaffeetischchen und Billardtischen nebenan hängen bunte Gewänder, traditionelle Kleidung aus den Philippinen, aus Indien, aus Indonesien oder von den Pazifikinseln. Daneben Ölbilder von Windjammern, Fotos von Frachtern - eine Mischung aus Völkerkundemuseum und Haifischbar. Einige Männer trinken Tee, rauchen. Leise Unterhaltung, hin und wieder ein Lachen. An der Stirnseite des Raumes ist eine große Holztafel angebracht. Die Crew der "Ocean Cosmos" dankt für die Hilfe, steht dort geschrieben und erinnert an eine dunkle Seite der Seefahrt, die den Mitarbeiten des größtenteils mithilfe von Sponsoren finanzierten Klubs immer wieder begegnet.

"Als die Männer hierher kamen, waren sie merkwürdig still, regelrecht traumatisiert", sagt Diakonin Corina Dohotariu. Auf dem maroden Schiff hatte es im Maschinenraum einen Wassereinbruch gegeben. Tagelang hatten die Männer auf hoher See ums Überleben gepumpt, auf Teneriffa wurde der Schaden nur notdürftig repariert, die Reederei wollte nicht mehr viel in das Schiff investieren. Doch Geld genug, um einfach auszusteigen, hatte die Crew nicht. Erst mithilfe des Duckdalbens konnte mit der Reederei die Zahlung von Rückflugtickes vereinbart werden.

Für diese Männer war der Duckdalben so nicht nur Freizeitort geworden, sondern auch eine Art Rettungsanker.