Ein Kommentar von Alexander Schuller

Neulich, beim Discounter an der Kasse: "Ey, Alte, gib mir 'ne Tüte." Vorgestern, in der U-Bahn: "Mach mal weg da, Penner!" Oder, wie jetzt am Wochenende geschehen, gezielte Angriffe auf Hamburger Polizisten. Offensichtlich schützt nicht einmal mehr eine Uniform vor respektlosem Verhalten.

Wir brauchen gegenseitigen Respekt. So viel wie möglich, am liebsten mehr davon. Auf dem Spiel stehen Errungenschaften der Zivilisation - Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber anderen Lebewesen, aber auch von Institutionen. Doch wie mit verschiedenen Werten und Ansichten umgehen, ohne einander niederzumachen?

Respekt würde dabei helfen. Er ist das Schmiermittel, das schmerzhaften Reibungen innerhalb unserer heterogenen Gesellschaft vorbeugt; die eine besonders große Bandbreite an Kulturen, Religionen und Ansichten besitzt. Bloß entsteht Respekt nicht durchs Dreschen moralinsaurer Phrasen, sondern nur, wenn man begreift, dass wir im Laufe der Evolution als soziale Wesen darauf programmiert wurden, miteinander auszukommen. Nur wer genug über sich selbst weiß, ist grundsätzlich dazu fähig, andere als gleichwertig anerkennen zu können. Das ist ein Lernprozess. Doch je mehr unterschiedliche Menschen sich inhaltlich begegnen, desto eher spüren sie, dass irgendwelche Ressentiments gegenüber anderen nicht zu rechtfertigen sind. Das ist der Schlüssel zu mehr respektvollem Miteinander - bloß lernen das manche natürlich nie, was ziemlich bedrückend ist.