Ein Kommentar von Stephan Steinlein

Wartezeiten von mehreren Stunden sind inzwischen in den Kundenzentren Hamburger Verwaltungen normal. Was vor einiger Zeit noch einen regelrechten Aufruhr in Ämtern ausgelöst hätte, trägt inzwischen eher zur Beruhigung bei. Das Motto: Hauptsache, man kommt überhaupt noch an die Reihe. Trotz regulärer Öffnungszeiten und ohne Vorwarnung werfen Bezirksämter Menschen, die sich anmelden oder einen neuen Pass beantragen wollen, also keine Bittsteller sind, sondern als Kunden Verwaltungshandeln einfordern, raus.

Man sei überlastet; die Ausstellung des neuen Personalausweises dauere erheblich länger; der Senat verweigere personelle Unterstützung, heißt es dazu aus den Hamburger Bezirken. Das sind nichts als Ausreden, Erklärversuche, die Kunden egal sein dürfen.

Bezirke und Senat führen eine Auseinandersetzung um Personal und Geld - und lassen die Hamburger darunter leiden. Trotz Personalabbaus arbeiten in jeder Bezirksverwaltung immer noch etliche Hundert Menschen. Aber offensichtlich an den falschen Stellen, offensichtlich nicht dort, wo sie benötigt würden, um dem Ansturm gerecht zu werden.

Zur Wahrheit gehört auch, dass sich die Mitarbeiter in den Meldeämtern inzwischen sehr wohl als Dienstleiter verstehen und bemühen, für die Hamburger da zu sein. Das Problem sind nicht sie, sondern diejenigen, die sie im Stich lassen. Wer sein Amt euphemistisch Kundenzentrum nennt statt Meldestelle, gibt damit ein Versprechen ab: dem Kunden zu dienen. Nur scheint das in Teilen der Hamburger Verwaltung noch nicht angekommen zu sein.