Beim Antrittsbesuch in Hamburg besichtigt Bundespräsident Wulff gemeinsam mit Bürgermeister Olaf Scholz auch in die HafenCity.

HafenCity. Gegen halb vier am Nachmittag menschelte es doch noch. Seit dem Morgen war Bundespräsident Christian Wulff zum Antrittsbesuch in der Stadt, hatte mit dem Senat um Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) gefrühstückt, eine Rede gehalten, sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen, gebrauchte Euro-Paletten im "Nachhaltigkeitspavillon" in der HafenCity besichtigt, auf einem Rundgang durch den neuen Stadtteil geduldig den Vorträgen über Sichtachsen und Nutzungsmixe gelauscht und sich im Restaurant Zum Schiffchen mit ausgewählten Anwohnern und Gewerbetreibenden ausgetauscht. Nur der spontane Kontakt zu den Bürgern, der wollte sich nicht so recht einstellen. Bis um halb vier.

Auf dem Weg zur Elbphilharmonie kommen Wulff und Gattin Bettina, Scholz und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) samt Gefolge am Café Klein und Kaiserlich vorbei, als ein paar ältere Damen aufstehen und klatschen. Wulff steuert auf sie zu: "Und Sie sind alle glückliche Hamburgerinnen?"

"Ja!", schallt es aus der Damenrunde.

"Und Sie wohnen hier?"

"Nein, das können wir uns nicht leisten. Wir kommen aus St. Georg."

"Ja, das ist ein bisschen teuer hier ...", räumt der Bundespräsident volksnah ein. Was führe die Damen her?

Ach, nur der Mittwochs-Kaffeeklatsch der Seniorengruppe der Dreieinigkeitskirche, der finde immer an einem anderen Ort statt. Heute habe ihn die Mutter des Pastors organisiert. Frau M. - ihr Name sei ja nicht so wichtig - hatte sich vorgenommen, das Staatsoberhaupt anzusprechen, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Warum? "Ich wollte darauf aufmerksam machen, dass es uns Alte auch noch gibt", sagt sie später. Braucht Wulff das? "Nein, eigentlich nicht. Ich mag ihn ja."

Der Abschied ist freundlich, acht Damen schütteln dem Bürgermeister die Hand, er hatte am Vortag Geburtstag. Nur ein Geschenk habe man ja leider nicht. Kein Problem, sagt der Bundespräsident. "Ich habe ihm heute Morgen im Namen von 82 Millionen Deutschen Manschettenknöpfe geschenkt."

Ein paar Schritte weiter stolpert der Tross auf einer Treppe fast über drei Studentinnen und einen Architekten der HafenCity-Universität. "Herr Scholz hat gute Ideen, dass hier soziale Durchmischung stattfindet", lobt Wulff den Bürgermeister. Kurzer Plausch, dann geht's zur Elbphilharmonie.

Dort steht Barbara Kisseler, die Kultursenatorin. "Sie werden Deutschlands und vielleicht Europas eindrucksvollste Baustelle erleben", sagt sie. "Sie ist uns lieb und teuer, die Reihenfolge ist im Moment beliebig." Doch Wulff hatte sich schon vorher festgelegt: "Ich war immer Anhänger der Elbphilharmonie." Mit so einem Projekt werde eine Stadt ganz anders wahrgenommen. Nicht zuletzt bringe das Geld in die Kasse. "Das ist für alle ein Gewinn."

In seiner Antrittsrede am Morgen hatte Wulff die Länder zu mehr Zusammenarbeit vor allem in der Bildung aufgefordert. Das sei im Sinne der Bürger. "Sie verstehen nicht, warum einem Kind in Hamburg in der 7. Klasse andere Lerninhalte vermittelt werden als in Dresden." Nötig sei eine schnellere Einigung der Länder auf gemeinsame Ziele und Inhalte. Dabei sollten sie "ambitionierte Ziele ansteuern", so Wulff.