28 Hamburger Spitzensportler dürfen auf ihre Teilnahme 2012 in London hoffen

Hamburg. Die Bilder von Peking sind noch in guter Erinnerung. Fünf Hamburger halten ihre Goldmedaillen in die Objektive der Fotografen und Kameraleute aus aller Welt. Moritz Fürste, Philip Witte, Sebastian Biederlack, Tobias Hauke und Carlos Nevado haben mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft im olympischen Finale Spanien 1:0 besiegt. Das Datum: der 23. August 2008. Das Quintett gehört zum Team Hamburg/Beijing - und es durfte sich beim jahrelangen Training für die Spiele in China über die finanzielle Unterstützung ihrer Heimatstadt freuen.

Das Erfolgsmodell hat Serienreife erlangt. Hamburg fördert seine besten Sportler weiter - mit mehr Geld, rund 300.000 Euro im Jahr und mehr Aktionen, durchgehend bis Juli 2012. Gestern Mittag gab der neue Sportstaatsrat Karl Schwinke im Rathaus den Startschuss für die heiße Vorbereitungsphase auf die Spiele 2012 in London. In 365 Tagen beginnen sie, am Freitag, dem 27. Juli. 28 Hamburger Athleten dürfen sich berechtigte Hoffnungen machen, an ihnen teilzunehmen, vier weitere an den anschließenden Paralympics. Am Abend stießen Sportler, Politiker und Unternehmer im Hamburger Business Club in der Plangeschen Villa an der Elbchaussee 43 auf das Projekt "Waterkant United" an. "Eine Stadt, ein Team, ein Ziel", so heißt das Motto.

"Wenn Hamburg schon nicht die Olympischen Spiele 2012 ausrichten darf, dann wollen wir in neun Jahren wenigstens die meisten deutschen Olympiateilnehmer und -sieger stellen", hatte Karl-Joachim Dreyer, damals Präses der Handelskammer, im Jahr 2003 als Losung ausgegeben, vier Wochen nach der gescheiterten Olympiabewerbung Hamburgs für 2012. Dass die Spiele in London stattfinden, ist ein kleiner Trost. Hamburg gilt schließlich als die "englischste Stadt" auf dem Kontinent. Entsprechend fallen die Motive der Kampagne für das Team Hamburg/London aus, die jetzt eine Woche lang in der City zu sehen sind und einen Monat lang an der fensterlosen Außenwand des Hauses des Sports gegenüber der U-Bahn-Station Schlump: Sportler mit Regenschirmen, beim Picknick oder in Doppeldeckerbussen.

Der Hamburger Sportbund (HSB), die Stiftung Leistungssport (Stifter: Stadt und Handelskammer) und die Stadt zahlen pro Jahr jeweils 50 000 Euro für das Team. Dazu kommen neun Premium-Sponsoren aus der lokalen und regionalen Wirtschaft mit je 10.000 Euro und fünf Partner mit 5000 Euro, weitere Geldgeber, auch private mit kleineren Summen, sollen in den nächsten Wochen angeworben werden. Ausrüster Globetrotter zieht die Hamburger Stadtauswahl einheitlich an.

"Wir haben im Vergleich zu anderen Städten ein Fördersystem aufgebaut, das Spitzensport attraktiver macht. Wir müssen aber das Umfeld weiter bestellen, damit Athleten nach Hamburg kommen, hier bleiben und sie als Leuchttürme für die gesamte Sportbewegung genutzt werden können", sagt Michael Beckereit, Geschäftsführer des Premium-Sponsors Hamburg Wasser und Vorsitzender der "Zukunftskommission Hamburger Sport", die Sportsenator Michael Neumann im Juni zur Erstellung einer "Dekadenstratege" einbestellt hat.

Neben der Ausrichtung von Großveranstaltungen soll die Förderung der Spitzensportler eine tragende Säule bei der Neuausrichtung des Hamburger Sports bleiben. Weil die Gesichter dieser Athleten vielen Hamburgern nicht bekannt sind, sollen sie in den nächsten zwölf Monaten immer wieder in der Stadt plakatiert werden. "Das sind Menschen, die Hamburg in der Welt präsentieren. Wir sollten uns deshalb mit unseren Botschaftern vertraut machen", sagt Staatsrat Schwinke.

Um die Schlagkraft des Teams Hamburg/London zu erhöhen, plädiert Mitinitiator Renko Schmidt, Vizepräsident Leistungssport des Hamburger Sportbundes, für eine Aufstockung der Unterstützung über das nächste Jahr. Derzeit erhalten die 30 Aktiven des A-Kaders 450 Euro netto monatlich, die 32 des Perspektivkaders für die Spiele 2016 in Rio de Janeiro 200 Euro. "Wenn es um Olympia geht, darf niemand existenzielle Sorgen haben. Die Sportler sollen sich voll auf das Ziel London 2012 konzentrieren können", sagt Schmidt. Sein Vorschlag: Die Olympiakandidaten sollten in den nächsten zwölf Monaten mindestens über ein Nettoeinkommen von 1500 Euro verfügen. Ähnliches fordert die Stiftung Deutsche Sporthilfe. Da die meisten Athleten auf verschiedene Fördertöpfe zugreifen können und zum Teil private Sponsoren oder Mäzene haben, käme das Team Hamburg/London nach Berechnungen Schmidts in der neuen Topkategorie London+ mit einer Verdoppelung der Ausschüttung auf 900 bis 1000 Euro pro Athlet aus. Noch fehlt allerdings das Geld dafür.

Ende September wird in einer nächsten Evaluierungsrunde der Zuschnitt der Kader neu diskutiert. "Ein Jahr vor Olympia hilft den Athleten keine Gießkanne, sondern nur der harte Strahl", sagt Schmidt. "Nur wenn sich unsere Sportler wie Profis vorbereiten können, haben sie im Wettstreit mit den Weltbesten eine Chance. Und die wollen wir ihnen geben."