Ein Kommentar von Jule Bleyer

Kaum etwas beschreibt die Dramatik der Lage besser als die Briefe Hunderter alter und behinderter Hamburger an Bürgermeister Olaf Scholz. "Ohne die Hilfe der Ein-Euro-Jobber würde mein Zuhause total verkommen", heißt es da. Und: "Ich müsste dann in ein Pflegeheim, wo ich nicht hinmöchte." Vor Kurzem wurden diese offenen Briefe gesammelt im Rathaus abgegeben - ihr Inhalt ist aktueller denn je.

Mit den Kürzungen der Ein-Euro-Jobs verlieren auch Tausende Hamburger, die ebenfalls kaum genug Geld zum Leben haben, ihre Unterstützung. Klar, Hamburg kann das fehlende Geld vom Bund nicht einfach ausgleichen, aber die Stadt kann den verbleibenden Rest sinnvoll verwenden. Dafür müsste der Senat allerdings mit den gemeinnützigen Vereinen zusammenarbeiten, die die Ein-Euro-Jobs vermitteln. Diese haben nämlich viele Ideen, wie soziale Projekte in den Stadtteilen weitergehen und nicht mehr in reguläre Arbeit vermittelbare Menschen gleichzeitig eine Perspektive bekommen könnten. Doch hört ihnen keiner zu. Stattdessen müssen die Einrichtungen vom Schlimmsten ausgehen. Sind Suppenküchen, Werkstätten und Sozialkaufhäuser erst einmal geschlossen, lassen sie sich nicht ohne Weiteres wieder aufbauen. Darunter leiden vor allem die sozial schwächeren Quartiere und die Menschen, die dort nur mit Mühe über die Runden kommen. Zu Recht ist seit dieser Legislaturperiode eine Behörde für Sozial- und für Arbeitsmarktpolitik zuständig. Im Fall der Langzeitarbeitslosen muss sie jetzt aber auch beide Bereiche zusammenführen - mithilfe aller Beteiligten.