Die Datenpanne bei der Haspa bescherte einem Architekten für kurze Zeit ein prall gefülltes Konto. Anderen Kunden ergeht es schlechter.

Hamburg. Der Umgang mit hohen Geldsummen ist ihm vertraut. Denn als Architekt hat er im Auftrag von Investoren schon Krankenhäuser, Industriegebäude und Wohnanlagen gebaut. Doch als er jetzt seinen Kontoauszug bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) aus dem Automaten zog, traute der Norderstedter Uwe Lemmermann seinen Augen nicht. "Ich hatte auf einmal 3 219 305 Euro auf meinem Konto ", sagt er.

Natürlich hat er gleich gedacht, dass da was schiefgelaufen sein muss. "Aber ich ging trotzdem zu meiner Filiale in Ochsenzoll. Ich habe mir einen Spaß gemacht und wollte eine Million Euro abheben", sagt er schmunzelnd. Die Antwort des Beraters kam prompt. "So viel Geld haben Sie doch gar nicht!" Der 70-Jährige konterte: "Doch." Und zeigte seinen Auszug. Der Spaß war kurz, das Geld war daraufhin weg, ausradiert. Die Frage, woher die Millionen kamen und wie sie auf Lemmermanns Konto gelandet sind, kann auch die Haspa nicht beantworten.

Vermutlich handelt es sich um einen Übertragungsfehler nach dem Umzug der EDV-Abteilung des Unternehmens. Er fand am vergangenen Wochenende statt. Eigentlich sollten alle Kunden spätestens am Montag wieder Zugang zu ihren Konten haben. Doch auch jetzt funktioniere das System zum Teil noch nicht richtig, wie Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg am Freitag einräumte. Unter anderem haben weiterhin rund 10 000 Firmenkunden der Sparkasse Probleme mit dem elektronischen Zahlungsverkehr. "Wir telefonieren mit ihnen, bieten zum Beispiel an, entsprechende Überweisungen manuell zu erledigen", sagt sie. Die Haspa empfiehlt den Betroffenen, die benötigten Daten in einen Computer einzugeben und danach auf einem USB-Stick zu speichern. Dieser wird dann von Kurieren abgeholt und zur Sparkasse gebracht.

Auch gebe es immer noch Überhänge bei Überweisungen, die sich in den Filialen angesammelt haben. "Zahlungen sind verspätet ausgeführt worden", so von Carlsburg. Einige Tausend Kunden seien betroffen. Auch dieses Problem werde aufgearbeitet. Die Kunden könnten sich an ihre Filialen wenden. Weitere Tausend Kunden haben ein Problem mit ihrer sogenannten ChipTAN beim Onlinebanking. Der Zugang wurde bei ihnen gesperrt. "Unsere Kundenhotline kommt auf die Betroffenen zu und hebt die Sperrung auf", so von Carlsburg.

Offenbar aber nicht auf jeden Geschädigten. Ein Abendblatt-Leser versuchte nach der Sperrung seines Zugangs, selbst bei der Haspa anzurufen. "Von der Hotline 040 3579 7426 wird man wieder rausgeschmissen wegen Überlastung", empört er sich. Das Abendblatt hat das Kundentelefon getestet und das Gleiche erlebt. Die Haspa bedauert, dass sie von der Telekom kurzfristig keine weitere Leitung für die Kunden bekommen konnte. "Auf der Homepage der Haspa wird so getan, als ob alles in Ordnung sei - aber wenn ich an mein Geld nicht herankommen kann, ist nicht alles in Ordnung", kontert der Abendblatt-Leser und Haspa-Kunde. "Kleinere Fehler müssen bei solchen Aktionen hingenommen werden. Aber was hier abläuft, ist erschreckend und dilettantisch."

Auch für Frank Kieper, Unternehmensberater aus der Nähe von Trittau, ist die Reaktion der Sparkasse auf die Pannen trotz aller Bemühungen nicht akzeptabel. "Man könnte zumindest eine Entschuldigung erwarten", sagt er. Der Mann berät selbst Unternehmen bei der Einführung von SAP-Systemen. Solche Folgen wie bei der Haspa hat er aber noch nie erlebt. Auch Kieper kommt nicht mehr an seine Bankdaten heran. "Kurzfristig gelang mir dies diese Woche schon einmal, aber jetzt geht gar nichts mehr."

"Ich glaube, ich bin wohl der Einzige, der sich über die Pannen bei der Haspa so richtig gefreut hat", sagt dagegen Architekt Lemmermann. "Auch wenn die Freude kurz währte." Ob er nicht daran gedacht hat, das Geld einfach umzubuchen, dann abzuheben und unterzutauchen? "Nein, damit würde ich mich ja strafbar machen", sagt Lemmermann. Ein Leben in der Karibik samt Versteckspiel mit der Justiz würde ihm nicht gefallen. "Ich habe hier meine Freunde und mein soziales Umfeld."

Geld allein mache sowieso nicht glücklich, selbst wenn es sich um einen Betrag in Millionenhöhe handle, sagt der Mann, der noch nicht einmal Lotto spielt. Viel wichtiger ist ihm, in Zukunft beruflich kürzerzutreten. Vielleicht werden einige Dinge anders. Die drei Millionen Euro von der Haspa braucht der Norderstedter dafür nicht.