Ein neues Konzept soll die Zahl der Gewalttaten in Bussen und Bahnen senken. Sicherheit in den Augen vieler Bürger nicht gewährleistet.

Hamburg. Mit der neuen Sicherheitsvereinbarung wird die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Verkehrsunternehmen deutlich gestärkt. Bislang arbeiten beide Parteien hauptsächlich bei aktuellen Vorfällen wie einer Schlägerei auf dem Bahnhof zusammen. Ab 2012 soll es einen kontinuierlichen Austausch über die aktuelle Lage an den Stationen und in den Bahnen geben, zudem sollen die Einsätze bei Großveranstaltungen im Vorfeld besser koordiniert werden.

"Dieser zusätzliche Baustein wird die Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr weiter erhöhen", sagte Polizeivizepräsident Reinhard Fallak.

Erstmals steuert auch die Bundespolizei Informationen bei, sodass für den Bereich des öffentlichen Nahverkehrs ein Lagebild entwickelt werden kann, an dem sich der Einsatz aller Sicherheitskräfte orientiert. Thomas Osterroth, Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover: "Ich verspreche mir, dass die beteiligten Polizeibehörden und Verkehrsunternehmen noch besser zusammenwirken, um größtmögliche Sicherheit für die Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs zu erreichen."

Die ist in den Augen vieler Bürger alles andere als gewährleistet. Mehrere Gewaltexzesse haben das Vertrauen in die Sicherheit nachhaltig erschüttert. Etwa Ende Mai 2010, als der 19 Jahre alte Schüler Mel D. auf einem Bahnsteig im Bahnhof Jungfernstieg starb, nachdem ihm ein16-Jähriger ein Messer ins Herz gerammt hatte. Oder in der Silvesternacht 2010/2011: Da stellte sich der 43-jährige Artur G. am Bahnhof Veddel schützend vor einen Rentner und wurde von drei Jugendlichen bewusstlos geschlagen.

Die Statistik belegt die Befürchtungen. Seit Jahren steigt die Zahl der Gewalttaten im öffentlichen Nahverkehr. Allein die Zahl der Körperverletzungen im Bereich der Regionalbahnen, S-Bahnen und Bahnhöfe in Hamburg hat im vergangenen Jahr einen vierstelligen Wert überschritten. 2009 waren es noch 908 Taten. Genaue Zahlen für 2010 hat die für die Anlagen der Deutschen Bahn zuständige Bundespolizei bislang nicht veröffentlicht. "Die Gewaltentwicklung liegt im Trend der bundesdeutschen Metropolen", sagt Sprecher Martin Ackert schwammig. Heißt: Für 2010 verzeichnete die Deutsche Bahn einen Anstieg.

Die Hochbahn wird nicht deutlicher, verweist auf die Kriminalitätsstatistik der Polizei. Doch der Blick ins Archiv beweist, der negative Trend ist da: Laut Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage stieg die Zahl gefährlicher Körperverletzungen 2009 um 16 Prozent auf 236 Taten. Bahn und Hochbahn verweisen allerdings darauf, dass mit dem Ausbau der Videoüberwachung mehr Fälle bekannt würden, die früher nicht in die Statistik gelangt seien.