Um Wohnungen in Bahrenfeld bauen zu können, prüft der Senat wieder den Umzug der Traber nach Horn. Das Thema war durch.

Hamburg. Das Thema schien vom Senatstisch, als der damalige Bürgermeister Ole von Beust (CDU) am 16. Juni des vergangenen Jahres in seiner Regierungserklärung die Pläne für eine Doppelrennbahn für Galopper und Traber auf dem Derbygelände an der Horner Rennbahnstraße für "nicht mehr finanzierbar" hielt. Dabei waren die dafür erforderlichen 30 Millionen Euro in den städtischen Doppelhaushalt 2009/2010 eingestellt worden. Ein Jahr später ist unter dem neuen SPD-Senat Bewegung in das Großprojekt gekommen. "Derzeit prüfen die beteiligten Behörden unter Federführung der Finanzbehörde, wie es in der Sache weitergehen soll", sagte Senatssprecher Christoph Holstein auf Anfrage des Abendblatts.

Dass die Doppelrennbahn in den nächsten drei bis fünf Jahren kommen wird, darauf deuten inzwischen zahlreiche Indizien hin. Im Sportamt befasst sich der FDP-Politiker Gerhold Hinrichs-Henkensiefken in diesen Wochen ausführlich mit dem Konzept, und auch in anderen Behörden sind die bereits fortgeschrittenen Pläne nach dem Regierungswechsel wieder aus den Archiven geholt worden. Bis zum Herbst soll nach Abendblatt-Informationen eine Vorlage für den Senat erstellt sein. Alle Seiten erwarten danach eine positive Entscheidung. Bislang wurden von CDU und GAL bis zur Jahresmitte 2010 schon 527 917,61 Euro für Planungsleistungen, Rechtsberatungen und Begutachtungen ausgegeben. Auch konkrete Finanzierungsmodelle und Architektenzeichnungen liegen vor.

Darum geht es: Auf dem Gelände der Trabrennbahn in Bahrenfeld an der Luruper Chaussee möchte der Senat Wohnungen bauen lassen. Mit dem Verkauf des städtischen Filet-Grundstücks, das einen dreistelligen Millionenbetrag erlösen kann (Experten gehen von bis zu 200 Millionen Euro aus), sollen der Lärmschutzdeckel über der Autobahn 7 (vom Elbtunnel Richtung Norden) finanziert werden - und der Umzug der Traber auf die Galopprennbahn in Horn. Die wird derzeit nur an sechs oder sieben Renntagen pro Jahr für das Derbymeeting genutzt. Zusätzlich zum Pferdesport soll die Grünanlage weiter anderen Sporttreibenden, Vereinen und Verbänden zur Verfügung gestellt werden. Sportsenator Michael Neumann (SPD) spricht dabei gern vom Parksport als Säule der facettenreichen Hamburger Sportlandschaft.

Eugen-Andreas Wahler, der Präsident des Hamburger Renn-Clubs (HRC), möchte den avisierten Besuch des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz an diesem Sonntag in Horn beim Derby nutzen, um ihn auf das Thema Doppelrennbahn anzusprechen. "Hoffentlich wird jetzt wirklich eine neue Musik gespielt", kommentiert er die Signale aus dem Rathaus. "Ich bin guten Mutes, dass die Sache neu aufgerollt wird." Basis seiner Hoffnung ist das ehrgeizige Projekt der Scholz-Regierung, jährlich 6000 neue Wohnungen zu errichten. "Das Gelände der Trabrennbahn bietet sich für industrielle Nutzung wie Wohnungsbau an", meint Wahler. Auch sein Vizepräsident, der Züchter und (Idee-)Kaffeekaufmann Albert Darboven, hat die Vision einer zukunftstauglichen Kombibahn für Traber wie Galopper nicht aufgegeben. Im Gegenteil: "Es führt kein Weg daran vorbei."

Die Traber in Bahrenfeld können nur dank der finanziellen Unterstützung der Familie des ehemaligen Kaffeeunternehmers Günter Herz am Leben gehalten werden. Zwar verfügte die längst insolvente Trabrenn-Gesellschaft HTRG über ein jahrzehntelanges Erbpachtrecht, doch ging dieses nicht auf den Nachfolgeverein Hamburger Trab-Zentrum (HTZ) über. "Der Betrieb wird nur von Jahr zu Jahr geduldet", heißt es aus der Wirtschaftsbehörde. Die Festlaufzeit des Mietvertrags endete 2010. Der neue Mietvertrag ist zwar unbefristet, kann aber jedes Jahr mit einer Frist von sechs Monaten zum 31. Dezember gekündigt werden.

Auch die Galopper in Horn hängen am finanziellen Tropf privater Gönner. Nachdem für das Derby nach wie vor kein zahlungskräftiger Partner gefunden wurde, startet das Rennen nun schon zum dritten Mal unter dem Patronat Albert Darbovens. Der Vorjahresverlust in Höhe von 300 000 Euro wurde durch private Bürgschaften der Vorstandsmitglieder aufgefangen. Ob die aktuelle Rennwoche trotz staatlicher Zuwendung von 200 000 Euro ausgeglichen verbucht werden kann, hängt von diesem Wochenende ab.

Ohne eine Doppelrennbahn, das weiß in Horn jeder, ist das Überleben des Deutschen Derbys in Hamburg von Jahr zu Jahr ein wirtschaftlicher Drahtseilakt. Mit ungewissem Ausgang.