Viele Experten wie Turflegende Hein Bollow schwärmen von der neuen Anlage. Aber es gibt auch Kritiker.

Hamburg. Heute eröffnet Ole von Beust den vierten Renntag des Derbymeetings auf der Horner Rennbahn. Hamburgs Bürgermeister will jedoch nicht nur von der Loge aus die rassigen Vollblüter bei der Arbeit beobachten. Im Laufe des Nachmittags wird von Beust auch informelle Gespräche über das Millionenprojekt Doppelrennbahn führen. Gestern bewiesen Traber (vier) und Galopper (sechs Rennen) bei ihrem gemeinsamen Auftritt auf dem Grasgeläuf schon mal, dass sie gut miteinander auskommen können.

Am 22. Juni hatte der Hamburger Senat grünes Licht für den Bau der Kombirennbahn gegeben. Die Kosten sollen sich auf 40 bis 80 Millionen Euro belaufen, je nach Ausstattung. An öffentlichen Mitteln stehen insgesamt 31,4 Millionen Euro zur Verfügung. 25,4 Millionen gehören zum laufenden Haushalt und werden bis 2012 in vier Tranchen bereitgestellt. Mindestens sechs Millionen Euro erhofft sich die Stadt durch den Verkauf der Bahrenfelder Trabrennbahn. An der Luruper Chaussee sollen Wohnungen gebaut werden.

Gesucht werden noch ein Investor (für etwaige zusätzliche Kosten) und ein Betreiber (die Rennbahn wird privat betrieben) - oder beides in einem. Eine internationale Ausschreibung ist in der Planung. Im Jahre 2012 soll die Kombirennbahn fertiggestellt sein. Das Galoppderby 2011, so Renn-Club-Präsident Eugen-Andreas Wahler, finde "auf jeden Fall" statt, auch wenn das Gelände noch eine Baustelle sein sollte. Die Hamburger Pferdesportfans begrüßen die große Lösung, das hatte eine Umfrage des Abendblattes beim Derbymeeting 2008 ergeben. Aber was sagen die Aktiven - die Jockeys, die Fahrer, die Trainer, die Besitzer und die Züchter?

"Es wird höchste Zeit, dass die Doppelrennbahn kommt, denn wir können kaum noch überleben. Die Bahn wird einen gehörigen Anschub für bessere Zeiten geben", meint Henning Rathjen, mit über 5000 Siegen einer der erfolgreichsten Trabrennfahrer Deutschlands. "Hamburg könnte zur Pferdestadt Nummer eins Europas werden. Das Potenzial an Züchtern und Besitzern im Umland ist groß." Auch Sönke Gedaschko, Vorstand im Hamburger Trabzentrum und Amateurfahrer, hofft auf eine glorreiche Zukunft: "Ein lang ersehnter Wunsch geht in Erfüllung. Ich freue mich, dass Traber und Galopper künftig auf einem Areal guten Sport bieten können."

Es gibt aber auch warnende Stimmen. Einer der Wortführer ist der Neu-Hamburger Heinz Wewering. Der zweimalige Trab-Weltmeister und 29-fache deutsche Fahrerchampion (16 400 Siege): "Bahrenfeld wäre der bessere Standort für die Traber. Allerdings müsste hier erheblich investiert werden." Wewering reiht sich nicht in den allgemeinen Jubelchor ein: "Ich weiß nicht, wie das in Horn alles funktionieren soll, wer federführend ist und wer das Sagen hat. Wo steht die Tribüne, wie weit ist die Trabrennbahn von den Zuschauern entfernt? Die Kombirennbahnen in Europa wie etwa die nahe Wien haben nicht das gebracht, was man erhofft hatte. Da sieht man wenige Zuschauer, und das gilt auch für Enghien in Frankreich, wo der Rennverein zu 90 Prozent von Außenwetten lebt."

Während die Traber unterschiedliche Positionen beziehen, ist das Echo aus dem Galopperlager durchweg positiv. "Eine super Sache. Wenn hier eine vernünftige neue Anlage hingestellt wird, hat jeder etwas davon", sagt Jockey Andrasch Starke. Trainer Uwe Stoltefuss sieht das ähnlich: "Die Kombibahn kann nicht früh genug fertig sein." Ein glühender Verfechter der neuen Superbahn ist Turflegende Hein Bollow (88). Der gebürtige Hamburger sagt: "Seit über 50 Jahren wollen wir die Doppelrennbahn haben, sie war über Jahrzehnte Gesprächsstoff. Ich wäre glücklich, wenn es klappt, und würde sie eines Tages gerne einweihen."