Die große Zahl der offenen Lehrstellen sollte alarmieren

Gut 55 000 Ausbildungsplätze konnten in diesem Jahr bundesweit noch nicht besetzt werden, in Hamburg sind es rund 3000. Nicht nur für physisch anstrengende Lehrberufe wie Bäcker oder Schlachter begeistern sich immer weniger Jugendliche, auch bestimmte technische Ausbildungen kommen bei den Mädchen und Jungen kaum noch an. Eine gefährliche Entwicklung. Denn die Bundesrepublik als rohstoffarmes Land hat ihren Wohlstand vor allem dem Wissen und der Fingerfertigkeit ihrer Einwohner zu verdanken. Deshalb sollten die offenen Lehrstellen mehr als nur ein Warnsignal sein.

Die Erfolg versprechende Strategie gegen die Ausbildungsmisere ist dreigeteilt. Zum einen müssen gerade die Schüler, die kein Abitur machen, stärker auf praktische Tätigkeiten in der freien Wirtschaft vorbereitet werden. Hier sind mehr Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen gefragt. Zum anderen müssen die Firmen ihre Ansprüche an Auszubildende herunterschrauben. Der perfekte Lehrling wird mit Blick auf die demografische Entwicklung immer häufiger zur Illusion. Defizite, die in der Schule nicht behoben werden konnten, müssen dann eben die Unternehmen ausgleichen. Und drittens sollte sich ein schrumpfendes Deutschland nicht scheuen, Lehrlinge aus anderen Ländern anzuwerben. Dem Wohlstand zuliebe.