Drei Wochen kämpften die Brüder gegen die Krankheit. Endlich haben sie gewonnen

Eppendorf. Wenn man Stephanie Lucka fragt, wie sie die vergangenen Wochen erlebt hat, dann spricht sie von einer Achterbahnfahrt. Von einem Auf und Ab der Gefühle, von Stunden der Hoffnung und Stunden der Angst. Sie spricht davon, wie groß die Sorge sein kann, wenn ein Kind im Stundentakt und über Tage hinweg erbricht, wenn der Körper förmlich austrocknet und die Nieren versagen. Und davon, wie groß die Freude sein kann, wenn dieses Kind nach acht Tagen zum ersten Mal sagt: "Mama, ich habe Pipi gemacht." Ein banaler Satz eigentlich, der im Zusammenhang mit dem HU-Syndrom besondere Bedeutung erlangt. Er ist untrügliches Zeichen dafür, dass die Nieren wieder arbeiten.

Fast wie eine Wiedergeburt sei dieser Montag vor einer Woche gewesen, als Johannes, 12, zum ersten Mal wieder zur Toilette musste, sagt Stephanie Lucka. Sie ist 44 Jahre alt, Krankenschwester, Mutter von Johannes und Maximilian, 14. Ihre Söhne waren vor drei Wochen an EHEC erkrankt.

Es ist der 15. Mai, als die Jungs das erste Mal über Bauchschmerzen klagen. Sie bekommen Durchfall, müssen sich übergeben. Die Eltern gehen von einem Magen-Darm-Infekt aus. Das Thema EHEC hat die Schlagzeilen noch nicht erreicht. Am 21. Mai werden die Kinder ins UKE eingeliefert. Die Diagnose: Enterohämorrhagische Escherichia coli. Während Maximilian mit Übelkeit kämpft, kommt es bei Johannes zu Nierenversagen. Die Ärzte schließen den Jungen an die Dialyse an. Schon wenige Tage später geht es dem Jungen besser. Hoffen. Dann der Rückschlag. Am 26. Mai klagt er erneut über Übelkeit. Er sieht Doppelbilder, erste Anzeichen für neurologische Ausfälle. Drei Tage dauert der Zustand. Am Sonntag empfängt Johannes seine Mutter mit dem Satz: "Ich habe gepieschert." Sie hätte heulen können vor Freude.

22 Kinder mit HU-Syndrom lagen gestern noch im UKE. Fünf davon auf Intensivstation. Sie sind nach Angaben der Ärzte stabil. Johannes hat die Krankheit besiegt. Gestern entfernten die Ärzte den Dialyseschlauch. Heute darf der Junge nach Hause. Maximilian wartet dort auf ihn. Die beiden Brüder machen schon Pläne. Sie wollen auf den Dom. Achterbahn fahren, vielleicht. Und einfach nur Spaß haben.