Das herrliche Wetter sorgt am Osterwochenende für einen Frühstart in die Freibadsaison. 1300 Besucher kamen ins Kaifu und den Stadtparksee.

Eimsbüttel/Winterhude. Es ist schön, wenn der Schmerz nachlässt. Wenn die Kälte, die sich in den Nacken krallt und auf der Nasenwurzel breitmacht, mit jedem Schwimmzug weicht. Das Mädchen mit dem Schwimmabzeichen an der lilafarbenen Bikinihose hat diese Erfahrung noch vor sich. Es steht am Beckenrand und zögert. "Komm rein! Wir schwimmen eine Runde", ruft ihr Vater. 20 Grad Wassertemperatur hören sich wärmer an, als sie sich zunächst anfühlen. Mehr als 1300 Besucher kamen am Karfreitag ins Kaifu-Freibad und zum Naturbad Stadtparksee und genossen die ersten Schwimmzüge im Freibad. Laut Bäderland ist das ein sensationeller Saisonstart - so früh wie sonst nie.

Denn eigentlich wollte Bäderland die Sommersaison am ersten Mai-Wochenende starten und dann das Kaifu-Freibad traditionell als erstes Freibad eröffnen. Das frühsommerliche Wetter und die guten Prognosen für die kommenden Tage waren Grund genug, die Eröffnung vorzuziehen.

Morgens, um kurz vor 10 Uhr, in Eimsbüttel: Die Besucher vor dem Kaifu-Bad stehen schon Schlange. Das Gras auf den Wiesen im Freibad ist zu dieser Zeit noch ganz feucht. "Wir wollten die Ersten sein", sagt Jule, die mit ihrer Freundin Clara, beide 12, auch zu denjenigen gehören, die früh im Wasser sind. Aber Guido Schöneborn ist noch schneller. Der 41-Jährige aus Winterhude kommt als erster Freibadbesucher dieser Saison im Neoprenanzug an das große Becken, um für den Ironman Triathlon auf Mallorca zu trainieren. An der Alster war er schon am Vortag gelaufen. Jetzt also schwimmen. "Wir sind alle froh, dass es endlich mit der Freibadsaison losgeht." Einen "Neo" anzuziehen, war ziemlich schlau von ihm. Über die beliebtesten Ausrufe an den Trittstufen im Wasserbecken, nämlich "kalt!" und "oaah!", kann er vermutlich nur müde lächeln. Auch wenn es so sommerlich ist: Es ist eben erst April.

Mit mehr als 40 Schwimmern um kurz nach 10 Uhr ist das Außenbecken ziemlich voll. "Das ist gut für mein Training", sagt Guido Schöneborn. Beim Wettbewerb gebe es schließlich auch einen Massenstart. "Ich schwimme einfach drum herum."

Während Max Kreienkamp, 17, aus Wellingsbüttel sich sportliche Ziele gesetzt hat und mindestens zehn Bahnen schaffen will - nach zwei Bahnen allerdings schon aus der Puste kommt - ist Gisela Klüver, 60, einfach nur froh, sich auf der Mauer sonnen zu können und Zeitung zu lesen. Der Lehrerin reicht es, dem Klang des Freibads zu lauschen. Sie meint damit nicht das Gekreische der Teenager, die sich necken. Frau Klüver: "Dieses Plätschern des Wassers erfrischt mich, beglückt mich." Hätte sie einen Wechselbikini dabei, wäre sie zwischendurch auch ins Wasser gesprungen. So muss sie sich die Erfrischung bis zum Schluss aufheben. Bloß nicht verkühlen und sich eine Blasenentzündung holen. Ihre Gesprächspartnerin kommt mit einer absurd erscheinenden Idee: "Ein Saunagang wäre jetzt wunderbar!" Sie gehe auch im Sommer in die Sauna, das sei fantastisch.

Solvig Zylla, 26, steht mit ihrem Sohn Marten, 3, neben einem grünen Drachen im Babybecken. Die Ärztin behauptet von sich, "hart im Nehmen" zu sein. Genau wie ihre Jungs Hannes, sieben Monate, und Marten. Zwei Monate lang hätten sie, als hier Winter war, in Thailand jeden Tag gebadet. Hamburg im April ist aber nicht Thailand, und so sind Mutter Solvig, Vater Lars und die Kinder doch noch im Innenbecken anzutreffen. Zum Aufwärmen.

Nicolas Bargas, 25, und seine Freundin Mai Pham, 20, bleiben gleich im Innenbereich. Freibaderöffnung hin oder her. "Uns ist das noch zu kalt." Vielleicht gehen sie später noch kurz hinaus, um mit der Unterwasserkamera Fotos zu machen. "Mai hat so wunderbare Haare", schwärmt Nicolas. Oder das verliebte Pärchen bleibt doch im Warmen. Vielleicht kuscheln sie dort einfach weiter.

Bleibt das Wetter schön, ziehen die übrigen Freibäder nach. Für den Eintritt müssen die Besucher in dieser Saison mehr bezahlen. So kostet die Tageskarte fürs Freibad jetzt 2,90 Euro statt 2,70 Euro. Kinder zahlen 1,50 Euro (vorher 1,40 Euro). 15 Freibadanlagen gibt es in Hamburg. Und die sind nicht nur zum Schwimmen da. Das Handtuch auf der Wiese ausbreiten und faulenzen geht auch. 20 Grad Wassertemperatur können noch ganz schön kalt sein.