Deutschlands Autofahrer sind derzeit nicht zu beneiden.

Die Benzinpreise haben fast ein Allzeithoch erklommen. Die Angst vor einem Motorschaden geht um, sobald man die Buchstaben-Ziffern-Kombination E10 an der Zapfsäule entdeckt. Und nun hat der bis dato eher unbekannte EU-Kommissar Algirdas Semeta einen Plan ausgearbeitet, der dazu führen könnte, dass sich der Liter Diesel in Deutschland um fast 30 Cent verteuert. Vielleicht schon ab 2013. Oder doch erst 2020? Das Bundesfinanzministerium schweigt lieber, spricht von einer Richtlinie, die man national ausgestalten könne. Mehr möchte man noch nicht sagen.

Ähnlich war es mit dem beim Autofahrer derzeit wenig beliebten E10-Sprit. Auch für das umstrittene Ethanolgemisch gab es keine detaillierten Vorgaben aus Brüssel, nur die Richtlinie 2009/30/EG. Das Chaos, das die Bundesregierung mit ihren übereifrig formulierten Durchführungsbestimmungen dann angerichtet hat, lässt sich seit Wochen an Deutschlands Tankstellen bestaunen: Zapfsäulen, auf denen E10 steht, aus denen aber gar kein E10 kommt. Autofahrer, die die besonders teure Sorte Super Plus tanken müssen, weil sie beim Griff zum E10 Gefahr laufen, dass ihr Fahrzeug in Flammen steht. Und genervte Tankstellenangestellte, die ihren Kunden nicht sagen können oder dürfen, ob ihr Pkw den neuen Sprit verträgt.

Vorsicht ist also geboten, wenn es um Richtlinien aus Brüssel geht. Vor allem bei den gut gemeinten, die der Umwelt dienen sollen, aber nicht selten das Gegenteil bewirken. Denn sie werden allzu oft zur unangenehmen Realität, wie das breite Publikum spätestens seit dem ökonomisch wie ökologisch fragwürdigen Glühbirnenverbot weiß. Schließlich greifen nun Millionen Europäer zu Energiesparlampen mit gefährlichem Quecksilber, welche später achtlos im Hausmüll landen - wo sie aber nicht hingehören.

Kein vernünftiger Mensch kann ernsthaft gegen effektiven Umweltschutz sein. Und als Europäer sollte man Ideen aus Brüssel grundsätzlich positiv gegenüberstehen. Doch die Antworten, die in den vergangenen Jahren, gerade zu ökologischen Fragestellungen, aus der belgischen Hauptstadt kamen, stimmen nachdenklich. Fehlt die Kompetenz? Handelt es sich nur um Aktionismus oder Geltungsdrang? Oder verstehen die nationalen Regierungen, welche die Brüsseler Richtlinien umsetzen müssen, die Vorgaben nicht?

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