Das Sultanat Oman verhandelt über einen Einstieg bei Hapag-Lloyd. Experten halten den Wüstenstaat für einen interessanten Partner.

Hamburg. Am späten Montagabend schien die Entscheidung klar, der Einstieg des Sultanats Oman bei Hapag-Lloyd abgemachte Sache. Das staatliche Unternehmen Onyx werde 15 Prozent des Hamburger Traditionsunternehmens übernehmen, verkündete ein Sprecher der Araber. Gestern Vormittag folgte dann eine Relativierung. Vom Staatsfonds hieß es nun, man wolle in Bezug auf den Einstieg "keine Gerüchte, Spekulationen und Klatsch" kommentieren. Auch die TUI, deren Aktien Onyx übernehmen sollte, bestätigte den Verkauf nach Oman nicht.

Der Reisekonzern spricht jedoch mit Investoren über den Verkauf von Anteilen an der Reederei. Die Araber sind nach Abendblatt-Informationen darunter. Neben Onyx gilt die chinesische Logistikgruppe HNA als Interessent. Offenbar laufen die Verhandlungen aber noch, bis zum Abschluss könnten noch Wochen verstreichen.

Klar ist aber: Sollten beide Investoren, wie angedacht, bei Hapag-Lloyd mit je 15 Prozent einsteigen, dürfte ein Börsengang unwahrscheinlich werden. Zwar behalten die TUI und der Mehrheitseigner, das Konsortium Albert Ballin, ihn weiter im Auge. Doch die TUI würde nach einem Verkauf an beide Interessenten nur noch über gut acht Prozent der Anteile verfügen - zu wenig, um sie öffentlich anzubieten, wie Analyst Oliver Drebing von der Hamburger Alster Research dem Abendblatt sagte.

Vor dem Hintergrund der im ersten Quartal gefallenen Frachtraten im Verkehr zwischen Europa und Asien und der unsicheren Stimmung an den Aktienmärkten dürfte die TUI zudem bei einem Verkauf von Anteilen an Investoren einen höheren Preis erzielen als mit einem Gang aufs Parkett. Dieser Preis dürfte sich an den 315 Millionen Euro orientieren, die das Konsortium für 11,33 Prozent der Anteile zahlen wird. "Nachdem die TUI im Mai mit den Einnahmen rechnen kann und eine Wandelanleihe über 339 Millionen Euro platziert hat, besteht für das Unternehmen keine Eile mehr für einen Börsengang", sagt Drebing.

Für den Oman wäre eine Beteiligung an Hapag-Lloyd durchaus sinnvoll. Der Wüstenstaat baut seine Häfen Sohar, Maskat und Sallalah an der mehr als 1700 Kilometer langen Küste aus, um die Region zur Drehscheibe für den Seetransport zu machen. Ohnehin liegt für ein Öl exportierendes Land eine Reederei als Investition nahe. "Oman sucht wie viele arabische Staaten in Deutschland nach Investitionsmöglichkeiten für seine überschüssigen Devisen", sagt der Direktor des Hamburger Instituts für Nahost-Studien, Henner Fürtig, dem Abendblatt. Deutschland gehört heute zu den sechs wichtigsten Handelspartnern des Oman und liefert Fahrzeuge, Maschinen und Anlagen. 146 Hamburger Firmen unterhalten Geschäftsbeziehungen zum Oman.

Das Sultanat ist von der Fläche etwa so groß wie Deutschland, beherbergt aber nur drei Millionen Einwohner, von denen 83 Prozent jünger sind als 35 Jahre. Das Land wird seit 40 Jahren als Monarchie von Kabus Ibn Said Sultan von Oman regiert. Der 70-Jährige, der auch ein Anwesen und Ärztehaus in Garmisch-Partenkirchen besitzt, hat das Land zu einer vergleichsweise wohlständigen Nation entwickelt. Sein Führungsstil gilt als autokratisch, aber nicht als tyrannisch. Die vom Volk gewählten politischen Gremien haben nur beratende Funktion. "Der Oman zählt zu den am besten regierten Ländern der arabischen Welt. Die Einnahmen aus den Ölvorkommen werden in der Regel sinnstiftend zur Entwicklung des Landes ausgegeben", sagt Fürtig. Dennoch ergriffen die Unruhen auf der arabischen Halbinsel auch den Oman.

Die chinesische HNA entstand im Jahr 2000. Zur ihr gehören eine Fluggesellschaft sowie Aktivitäten im Einzelhandel, Tourismus und im Flughafengeschäft und eine Flotte von zwölf Schiffen. Für die Gruppe arbeiten mehr als 36 000 Menschen.