15 Prozent der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd gehen an Araber. Auch Chinesen haben Interesse. Ein Börsengang ist weiter möglich.

Hamburg/Hannover. Die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd bekommt einen neuen Gesellschafter. Das Staatsunternehmen Onyx aus dem Sultanat Oman steigt nach eigenen Angaben bei der Containerreederei ein. Onyx kaufe 15 Prozent der Anteile, wie die Muttergesellschaft von Onyx gestern mitteilte. Der Touristikkonzern TUI verhandele darüber hinaus auch mit dem chinesischen Logistikunternehmen HNA, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Auch die Chinesen könnten womöglich zehn bis 15 Prozent an Hapag-Lloyd übernehmen.

Unternehmenskreise bestätigten dem Abendblatt, dass Gespräche auch in Richtung China laufen. Die Strategie sei aber kein Alleingang der TUI. Ein Sprecher der TUI wollte die Situation nicht kommentieren. Auch Hapag-Lloyd nahm keine Stellung. An der Linienreederei hält das Konsortium Albert Ballin, dessen größte Anteilseigner die Stadt und der Unternehmer Klaus-Michael Kühne sind, die Mehrheit.

Für den Verkauf von mindestens 30 Prozent der Anteile von Hapag-Lloyd aus dem Besitz der TUI hatten das Konsortium und die TUI stets sowohl einen Börsengang als auch einen Verkauf an strategische Investoren geplant. Allerdings hatte die Krise in Japan dazu geführt, dass sich die Gesellschafter der Reederei Ende März dazu entschlossen hatten, noch keinen Termin für den Börsengang festzulegen. Das verschlechterte Börsenumfeld nach dem Beben im Japan soll den Unternehmenswert von Hapag-Lloyd um ein Fünftel verringert haben, berichtet die "FAZ". So günstig habe die TUI seine Anteile an dem Schifffahrtsunternehmen aber nicht abgeben wollen.

Die Alternative zu dem Börsengang kommt nun wieder zum Zug. Noch im Dezember hatte die TUI mitgeteilt, dass die Suche nach strategischen Partnern und Finanzinvestoren fortgesetzt werde. Mindestens zehn Prozent der Anteile waren stets für einen solchen Investoren vorgesehen. "Wir haben immer einen Interessenten gesucht, der mit Klaus-Michael Kühne und Hamburg dafür steht, dass der Reedereistandort für die Stadt gesichert bleibt", hatte Karl Gernandt, der Vorstandschef der Kühne-Holding, dem Abendblatt gesagt. Dafür käme auch ein vermögender Hamburger infrage. Nun habe aber auch das Konsortium nichts gegen eine Beteiligung eines oder beider Investoren einzuwenden, hieß es gestern.

Die TUI hält, vor dem Verkauf an Onyx, noch 38,4 Prozent der Hapag-Lloyd-Anteile. Die Hannoveraner hatten Anfang März 11,33 Prozent ihres Anteils von zuvor 49,8 Prozent an das Konsortium verkauft. Dafür erhält der Reisekonzern 315 Millionen Euro. Die Finanzierung hatte die Kühne-Holding sichergestellt. Damit hat sich Kühne, der bereits über das Konsortium mit 13 Prozent an der Reederei beteiligt ist, künftig fast ein Viertel der Anteile an Hapag-Lloyd gesichert. Vor allem der gebürtige Hamburger Kühne war die treibende Kraft für einen Einstieg Hamburger Investoren bei Hapag-Lloyd. TUI versucht bereits seit rund drei Jahren, die Anteile an Hapag-Lloyd zu verkaufen. An einer Bieterkonkurrenz um die größte deutsche Linienreederei hatte sich im Sommer 2008 neben den Teilnehmern des späteren Hamburger Konsortiums Albert Ballin auch der Staatskonzern NOL aus Singapur beteiligt. Die Hamburger Investoren hatte diese Situation in ihrem Bemühen bestärkt, für die Erhaltung von Hapag-Lloyd als unabhängige Reederei in der Hansestadt zu bieten.

Als Folge der Finanzmarktkrise in den Jahren 2008 und 2009 konnte die Investorengruppe um Kühne und die Stadt Hamburg die Anteile der Reederei allerdings nicht vollständig übernehmen. TUI blieb mit einem größeren Anteil beteiligt und stockte diesen zwischenzeitlich sogar noch weiter auf - entgegen dem strategischen Interesse, bei der Reederei auszusteigen.

Hapag-Lloyd war durch die Weltwirtschaftskrise stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die fünftgrößte Container-Linienreederei der Welt musste von den Anteilseignern mit Krediten und frischem Eigenkapital gestützt werden. Der Vorstand setzte ein straffes Rationalisierungsprogramm um. Zudem erhielt Hapag-Lloyd Kreditbürgschaften des Bundes und des Landes Hamburg, die allerdings nicht in Anspruch genommen wurden.

2010 erholte sich die Reederei aber ebenso schnell von der Krise. Hapag-Lloyd verbuchte mit einem operativen Gewinn von 583 Millionen Euro das wirtschaftlich bislang beste Jahr seiner Geschichte. Der Umsatz erhöhte sich um 39 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Auch für dieses Jahr ist Reedereichef Michael Behrendt optimistisch. Das Unternehmen hat zuletzt eine Serie neuer Großcontainerschiffe bestellt. Ältere Aufträge wurden in größere Schiffsgrößen umgewandelt. Insgesamt setzt die Reederei derzeit eine Flotte von 137 Schiffen ein.