Ein Kommentar von Elisabeth Jessen

Die Geburt eines Kindes ändert das Leben grundlegend. Das weiß jeder, der eines hat. Auch wenn man allen Eltern zugutehält, dass sie für ihre Kinder das Beste wollen, gelingt es nicht allen gleich gut. Weil die Bedingungen, in denen Familien leben, nicht gleich und längst nicht bei allen ideal sind. Deshalb ist es notwendig, dass sich Eltern alle Hilfe für sich und ihren Nachwuchs holen, die sie kriegen können. Dafür müssen sie aber wissen, wo sie sie finden. Es ist erschreckend, dass mehr als die Hälfte aller Frauen nicht einmal wissen, dass sie Anspruch auf eine Hebamme haben, die sie während der Schwangerschaft und nach der Geburt begleitet.

Eine Geburt ist eine existenzielle Erfahrung, und längst nicht bei allen Müttern ist danach alles gut. Deshalb ist das Projekt "Frühe Hilfe", das nach dem Bruch der schwarz-grünen Koalition in Hamburg wieder in der Behördenschublade landete, auch so wichtig. Frauenärzte, Hebammen und Kinderärzte müssen von Anfang an genau hingucken - auf die Kinder und auf ihre Eltern. Dazu braucht es allerdings gut ausgebildete und gut vernetzte Fachleute, denen auffällt, wenn die Bindung zwischen Eltern und Kind nicht ist, wie sie sein soll. Es mangelt in Hamburg nicht an Hilfsangeboten. Es hapert aber erheblich daran, dass sie nicht vernetzt sind.

Das Bundesfamilienministerium will die Einrichtung von lokalen Netzwerken Früher Hilfen jetzt sogar gesetzlich festschreiben. Der künftige Sozialsenator sollte froh sein, dass in Hamburg so viel Vorarbeit geleistet wurde. Und er wäre klug beraten, nicht auf den nächsten Fall "Jessica" zu warten.