Eine Glosse von Tino Lange

In Hinduismus, Buddhismus und Jainismus trifft man auf die Lehre des Karma: Jede Tat, jeder Gedanke hat eine unausweichliche Folge. "Wer andere Wesen schont, der findet Glück im nächsten Leben", nennt Buddha als Beispiel. Wir hatten diese kosmische Gesetzmäßigkeit bislang eigentlich für ziemlichen Unsinn gehalten.

Am Sonnabend jedoch waren wir beim definitiv schlechtesten Konzert, das wir in den vergangenen 20 Jahren erlebt haben. Wir sagen nicht, wo. Wir sagen nicht, wer. Wir kennen kein Alesia. Aber es war entsetzlich. Wir bissen uns in die geballten Fäuste, weinten vor Wut und litten tausend Schmerzen. Drei Stunden lang.

Aber wir haben es überstanden. Am Sonntag ging es nach wenig Schlaf und viel Kaffee weiter. Zuerst in das Gruenspan zu In Extremo und anschließend, späterer Beginn sei Dank, nebenan in die Große Freiheit 36 zu Skunk Anansie. Wir haben nicht viel erwartet, schließlich waren beide Bands nicht gerade der heiße Stoff für Kritikerträume. Alles schon so oft gesehen, alles schon so oft gehört.

Doch was passierte? In Extremo und Skunk Anansie spielten auf, als ginge es um ihr Leben. Großartiger Sound, großartige Stimmung - so hat man das in Hamburg selten erlebt. Alle Mühsal, die wir am Sonnabend erfahren hatten, verwandelte sich einen Tag später in ungeahnte Glückseligkeit. Karma rockt!