Der Auftritt von In Extremo im Gruenspan legt die Messlatte für Qualitäts-Gigs sehr hoch. Der Sound war bombastisch, die Band gut gelaunt.

Hamburg. Es gehört zu den seltenen, aber umso erfreulicheren Erlebnissen, wenn bei einem Konzert einfach alles stimmt. Der Auftritt von In Extremo am Sonntag im fast ausverkauften Gruenspan ist so ein knapp eineinhalb Stunden langer akustischer Glücksmoment. Das Publikum ist von der ersten Minute an euphorisch, die Band ist äußerst gut gelaunt. Vor allem anderen aber ist es der Sound, der diesen Auftritt von anderen Konzerten abhebt. Der ist nämlich schlichtweg bombastisch.

Dem Mischer sollten die sieben Mittelalterrocker ganz dringend einen Orden verleihen, eine Gehaltserhöhung geben, ihn herzen, küssen und lieb haben. Denn das, was an diesem Abend aus den Boxen schallt, ist perfekt abgestimmt, glasklar und ungeheuer druckvoll. Am Anfang, bei "Küss mich", denkt man noch an einen glücklichen Zufall, doch mit jedem Lied, jedem Instrumentenwechsel auf der Bühne wird klarer, dass das perfekte Miteinander der geschätzt drei Tonnen Instrumentengerümpel, die In Extremo mit sich durch die Lande karren, alles andere als ein Versehen ist.

Sackflöten, Harfen, Gitarren, das Schlagzeug und alles andere verschmelzen zu einem brachialen Sound, der über einen hereinbricht wie die biblische Sintflut. Da werden sogar olle Kamellen wie "Herr Mannelig" oder der "Spielmannsfluch" zu furiosen Krachern. Die Songs des gerade erschienenen Albums "Sterneneisen", die auf CD in erster Linie Fans überzeugen dürften, entfalten in den Live-Versionen eine ungeahnte Wucht. "Zigeunerskat", "Siehst du das Licht" oder "Stalker" jagen Gänsehaut über die Arme. Selbst die unausgegoren wirkende Säufer-Selbstbezichtigung "Viva La Vida", die einen in der Albumversion etwas verdattert zurücklässt, weil die wunderbar rotzige Strophe und der orchestral getragene Refrain nicht so recht zusammenpassen wollen, sitzt.

Dass sich der Leadsänger, der auf den schönen Namen Das Letzte Einhorn hört, am Ende für den "schönen Abend" bedankt, ist eine freundlich gemeinte, tiefstaplerische Meisterleistung. Ein solches Riesenbuhei ist weit mehr als bloß ein schöner Abend.

Die Messlatte für die nächsten Konzerte, nicht nur im Gruenspan, liegt hoch, sehr hoch.