Eine Glosse von Alexander Josefowicz

Über Kreativität lässt sich trefflich streiten. Bei TUI Cruises mag man es ja für außergewöhnlich halten, den ersten eigenen Ausflugsdampfer (günstig aus erster Hand bei Celebrity Cruises geschossen) auf den Namen "Mein Schiff" zu taufen. Oder genauer: "Mein Schiff 1". Denn im Mai kommt der Nachfolger. Der heißt dann folgerichtig "Mein Schiff 2".

Ob das noch kreativ ist, sei einmal dahingestellt. Eine große Feier mit eigener Taufhymne ist es TUI allemal wert. Man besinnt sich darauf, dass James Last die Titelmelodie zu "Das Traumschiff" komponiert hat und mit seinem "Happy Sound" auch bei jüngeren Generationen zumindest augenzwinkernde Akzeptanz genießt. Dazu steckt man - vermutlich, um sich in alle Richtungen abzusichern - die Düster-Pop-Dauernervensäge alias Der Graf. Zusammen sollen sie den Unheilig-Song "Große Freiheit" schiffstaufentauglich auf Kiel legen. Wie man weitere Folgen der "Mein Schiff"-Reihe wohl musikalisch ins Wasser begleiten könnte? Xavier Naidoo tauft sicher gerne. Man müsste nur damit rechnen, dass er beim Schiff nicht halt macht und die ganze Gemeinde zwangsbekehrt. Christian Anders' Schlager "Es fährt ein Zug nach nirgendwo" böte sich auch an. Man müsste schließlich nur wenige Worte ändern, schon stünde der passende Soundtrack zum Alles-inklusive-Rundtörn.

Oder man fragt Udo Lindenberg. Wenn der nicht gerade mit seiner eigenen "Rockliner"-Kreuzfahrt beschäftigt ist, spielt er sicher gern noch einmal "Alles klar auf der Andrea Doria". Obwohl die ja kein so schönes Ende nahm.