Ein Kommentar von Matthias Iken

Die Hamburger Union steht vor einem Scherbenhaufen. Nach der vernichtenden Niederlage vom Sonntag bleibt in der stolzen Regierungspartei von einst kaum ein Stein auf dem anderen. Gestern Abend kündigten sowohl Bürgermeister Christoph Ahlhaus als auch Partei- und Fraktionschef Frank Schira ihren teilweisen Rückzug an. Zwar ist dieser Schritt folgerichtig, die Hamburger Union wird er aber nicht voranbringen. Denn in den vergangenen Jahren hat sich kaum ein CDU-Politiker profilieren können. Jeder Nachfolger wird in der Öffentlichkeit nun als Verlegenheitskandidat erscheinen.

Und doch kam das Desaster nicht wie ein Gottesurteil über die Partei, es wurde selbst verschuldet. Natürlich hat Angela Merkel (CDU) mit ihrer Kritik an Altbürgermeister Ole von Beust recht, er hätte nicht zurücktreten dürfen. Und doch muss auch sie sich die Frage stellen, was sie als Parteichefin zum Verbleib des amtsmüden Regierungschefs beigetragen hat. Weder hat sie ihren Parteifreund von dem Schritt im Juli 2010 abhalten können, noch hat sie sich zielführend in die Nachfolgedebatte eingebracht. Schon im Frühjahr stand fest, dass die Hamburger CDU nur mit einem Mann von außen realistische Chancen hat.

Mit Bundesstaatssekretär Ole Schröder aus Pinneberg oder dem nordrhein-westfälischen Minister Armin Laschet gab es durchaus potenzielle Nachfolger - doch es wurde nicht offensiv um sie geworben. Stattdessen setzte die Hamburger Union auf eine interne Lösung, das kleinste mögliche Karo. Geköpft und amputiert torkelt die Union nun schweren Zeiten in der Opposition entgegen.