Der Verein Muhajirin Afghanistan will das siebengeschossige Haus bauen. Der Bezirk Mitte ist dafür, doch viele Bürger fühlen sich übergangen.

Billstedt. Der Islamische Verein Muhajirin Afghanistan plant an der Billstedter Hauptstraße einen siebengeschossigen Neubau der Ibrahim-Khalil-Moschee mit Kulturzentrum und Altenwohnheim. Das bestätigte der Vereinsvorsitzende Mohammad Basir dem Abendblatt. Die Moschee solle als "Treffpunkt der rund 35 000 Afghanen in Hamburg" dienen, sagte Basir.

Noch ist die Moschee in einem eingeschossigen Flachbau an der Billstedter Hauptstraße untergebracht, der dann dem Neubau weichen soll. Dieser liegt direkt neben dem Hotel Panorama und wird nicht höher als die angrenzenden Gebäude sein.

Unterstützung für sein Bauvorhaben erhält der Verein von Markus Schreiber (SPD), dem Bezirksamtsleiter Mitte: "Die Pläne des Vereins zum Neubau der Moschee begrüßen wir. Unsere afghanischen Mitbürger haben ein Recht auf Ausübung ihrer Religion und benötigen dafür auch angemessene Räume." Wichtig sei Schreiber allerdings, dass es kein Minarett und keine Muezzinrufe gebe. Das passe nicht nach Billstedt.

Der Bauausschuss der Bezirksversammlung Mitte hat mit den Stimmen von GAL, SPD und Die Linke das Bauvorhaben bereits für gut befunden und einen Bauvorbescheid erteilt. "Damit besteht für den Bauherrn Rechtssicherheit, dass er dann auch eine Baugenehmigung erhält. Es bestehen keine Einwände gegen das Bauvorhaben", sagte Bezirksamtssprecher Lars Schmidt. Die CDU hatte sich in der nicht öffentlichen Sitzung des Bauausschusses in der vergangenen Woche gegen einen Bauvorbescheid ausgesprochen: "Bei einem solchen Bauvorhaben muss zunächst einmal die Bevölkerung gehört werden. Es darf nicht sein, dass die Politik dieses Projekt still und heimlich durchwinkt und die Bürger vor vollendete Tatsachen stellt", sagte CDU-Fraktionschef Gunter Böttcher dem Hambugr Abendblatt. Die CDU habe nichts gegen den Neubau einer Moschee, allerdings müsse bei einem solchen Thema auf jeden Fall mit viel Fingerspitzengefühl vorgegangen werden.

Bei den Bürgern gibt es offensichtlich Skepsis: "Wir brauchen hier keine Großmoschee. Dadurch wird doch eine Parallelgesellschaft geradezu gefördert", sagt Gerd Imholz. Der 63-Jährige lebt seit 40 Jahren in dem Stadtteil und ist auch Mitlied des Billstedter Bürgervereins. Dass die Politik bereits entschieden hat, ohne die Bürger zu beteiligen, findet Gerd Imholz befremdlich. "Wenn wir hier tatsächlich einen siebengeschossigen Neubau bekommen, dann sollte die Bevölkerung informiert werden, bevor die Politik ihre Zustimmung gibt."

Für Claudia Deppermann, die sich in der Initiative "Wir für Billstedt" engagiert, steht fest: "Ich hätte mir gewünscht, dass wir Bürger informiert werden, bevor die Politik uns vor vollendete Tatsachen stellt."

Auch GAL-Fraktionschef Michael Osterburg sagt: "Ich erwarte, dass der Verein das Bauvorhaben im nächsten Bürgerforum für Billstedt und Horn vorstellt, sobald die Pläne fertig sind." Aber Osterburg ist auch wichtig: "Wir stehen den Neubauplänen für die Moschee positiv gegenüber und unterstützen deshalb auch das Vorhaben. Der Verein stößt im Stadtteil auf eine große Akzeptanz."

Die Vizefraktionschefin der SPD, Kerstin Gröhn, sieht kein Problem: "Die Moschee existiert bereits an diesem Standort. Das heißt, es entsteht hier für die Bürger nichts Neues. Wir gehen auch nicht davon aus, dass sich die Zahl der Besucher groß verändern wird." Aber natürlich sei der Neubau einer Moschee immer ein sensibles Thema, und bevor der Bau beginne, sollten die Bürger ausführlich informiert werden, sagte Gröhn.

Diesen Wunsch akzeptiert der Vereinsvorsitzende Mohammad Basir: "Wir werden unseren Neubau in enger Absprache mit dem Bezirk errichten und die Bürger umfassend über unsere Pläne informieren." Die neue Moschee solle ein Ort der Begegnung werden. Basir ist wichtig: "Unsere Türen stehen allen Menschen offen. Unser neuer Veranstaltungssaal soll auch von anderen Billstedter Vereinen und Initiativen genutzt werden."

Der Neubau soll zudem ein Kulturzentrum mit einem Veranstaltungssaal bekommen und ein Altenwohnheim beherbergen. Außerdem will der Verein in den neuen Räumlichkeiten seine Jugendarbeit ausbauen: "Wir bieten Computerkurse und Nachhilfe bei den Hausarbeiten für die Jugendlichen aus dem Stadtteil an. Auch Sprachunterricht wird es geben, sowohl in deutscher als auch in afghanischer Sprache", sagte Mohammad Basir.

Eine Hürde muss der Verein allerdings noch nehmen: Der Neubau wird rund sieben Millionen Euro kosten. Bislang konnte ein Investor gewonnen werden, der rund vier Millionen Euro bezahlen würde. Den Rest will Mohammad Basir durch Spenden zusammenbekommen.