Teil 2: von Blankenese über Stellingen bis nach Harvestehude. Die Top-Kandidaten und die wichtigsten Fragen der Wahlkreise 4, 5 und 6.

4. Blankenese: Gemischt, aber auch ein Oldie-Wahlkreis

Hamburg. Wieder so ein Wahlkreis, der in seiner Sozialstruktur eher bunter Cocktail ist: Die noblen Elbvororte gehören dazu, aber auch ein Stadtteil wie Osdorf, wo es Großwohnsiedlungen mit all ihren Problemen gibt. Dennoch fällt in der Statistik etwas auf: Mit Ausnahme der Walddörfer hat kein Wahlkreis eine ältere Bevölkerung als der Wahlkreis 4. Rund 24 Prozent der Bewohner sind älter als 65 Jahre. Das lässt auf eine eher gesetzte Wählerschicht schließen, die in ihren Häusern und Wohnungen meist schon lange wohnt. Egal, ob es die Villa mit Elbblick in Nienstedten oder das Häuschen mit Gartenzaunblick in Lurup ist. Und daraus dürften sich künftige Konfliktpunkte ergeben: Erklärtes Ziel aller Parteien ist ein verstärkter Wohnungsbau. Und dazu müssen Lücken in den vorhandenen Siedlungsgebieten gefunden werden. Wie schon in dem immer noch schwelenden Konflikt in Iserbrook um das Buchenhof-Areal wird es dann oft um die Frage gehen, ob man großzügige Grünflächen erhalten oder lieber doch bebauen will. Der Bürgerwille vor Ort stößt dann in der Regel auf die große Senatspolitik. Oder der Streit entzündet sich wie derzeit in Lurup direkt zwischen den Anwohnern. Dort am Lüttkamp geht es um eine Sperrung der Straße, um Ruhe für die Anlieger zu schaffen. Für andere bedeutet das aber große Umwege. Mittlerweile sind dort zwei gegenläufige Bürgerbegehren auf den Weg gebracht worden - was zeigt, dass hier im Westen eine Bevölkerung wohnt, die durchaus ihre Interessen wahrnimmt und damit für manche Überraschung gut ist.

5. Rotherbaum, Harvestehude, Eimsbüttel-Ost: Die Uni wächst

Beschaulich, großzügig, ruhig - Synonyme, die mit den klangvollen Stadtteilnamen Rotherbaum und Harvestehude einhergehen. Doch in der kommenden Legislaturperiode müssen die Bewohner mit geräuschvollen Veränderungen in der Nachbarschaft rechnen. Und zwar in zweierlei Hinsicht. Denn das alles überragende Thema des Wahlkreises 5 ist die Universitätserweiterung und die damit verbundenen Umbaumaßnahmen.

Einerseits kommt es dabei naturgemäß zu Baulärm, andererseits wäre es sehr verwunderlich, wenn die Anwohner an der ein oder anderen Stelle nicht ihre Stimme in Form eines Vetos erheben. Parteiübergreifend wird jedenfalls schon jetzt um die Bürger gebuhlt. Sie sollen an den Planungen zum Umbau des Viertels zwischen Rothenbaumchaussee, Bundesstraße und Hallerstraße beteiligt werden. Bisher gab es schon den Kompromiss, die Wiese am Schröderstift zu belassen - nach Anwohnerprotesten soll sie von Überplanungen verschont bleiben.

Der Baustart der auf 20 Jahre angelegten Sanierung soll zwar erst im Jahr 2013 erfolgen, doch schon ab 2011 können 100 Millionen Euro pro Jahr für die Sanierung aufgewendet werden. Sind die Neu- und Umbauten abgeschlossen, wächst die Universität um 41 000 Quadratmeter auf insgesamt 304 000 Quadratmeter.

Apropos: Statistisch gesehen hat nirgends im Bezirk Eimsbüttel ein Einwohner mehr Wohnfläche zur Verfügung (42,8 Quadratmeter), ist der Anteil der Gymnasiasten (72,1 Prozent) so hoch. Beschaulich eben.

6. Stellingen, Eimsbüttel-West: Im Angesicht des Autobahn-Deckels

Mischmasch im Nordwesten: Der Wahlkreis 6 eint das Stellinger Zentrum, die Hochhausstadt Lenzsiedlung, das gutbetuchte Umfeld des Tierparks Hagenbeck, die Autobahn 7 sowie das beliebte Wohnquartier Eimsbüttel-West. "Wenn man in Eimsbüttel überhaupt davon reden kann, gibt es hier die größten Probleme", sagt Bezirkamtsleiter Torsten Sevecke. Augenscheinlichste bauliche Veränderung in den kommenden Jahren wird wohl der geplante A-7-Deckel sein. Anwohnerwiderstand hat sich bereits formiert, zudem entsteht nebenan die neue Stellinger Mitte. In der 3000 Bewohner zählenden Lenzsiedlung, wo die Arbeitslosenquote weit über dem Bundesdurchschnitt liegt, laufen diverse Förderprogramme aus, dort wird es darauf ankommen, die bisher geleistete Arbeit mit kreativen Finanzierungsmodellen aufrechtzuerhalten.

Noch nicht vom Tisch ist die Optimierung der Osterstraße. Einst von Schwarz-Grün als Gemeinschaftsstraße geplant, gibt es unterschiedliche Bestrebungen, das heimliche Eimsbüttler Zentrum neu zu gestalten. Unter anderem mithilfe eines Geschäftszusammenschlusses, der privates Kapital zur Verfügung stellen könnte.

Wo drückt der Schuh sonst im Wahlkreis 6? "Die Grünanlagen werden in ganz Eimsbüttel zum Problem", sagt Torsten Sevecke. 90 geringfügig Beschäftigte fallen in diesem Bereich weg, die Pflege der zahlreichen Parkanlagen werde zur Herausforderung. Pflichtaufgaben könnten zwar gewährleistet werden, aber für das Gros müssten politische Konzepte her.