Bei den Abendblatt-Aktionen zum Tag des Sehens erfuhren die Besucher, dass Diabetes auch die Sehkraft beeinflusst und wie ein Auge operiert wird.

Hamburg. Eigentlich hat der Körper nur Gutes im Sinn, wenn er bei Diabetikern kleinste Blutgefäße im Auge bildet. Die neuen Gefäße sollen nämlich Nährstoffe anliefern, weil die alten durch den Zucker im Blut geschädigt sind. "Die neuen Gefäße haben aber schwache Wände, und es kann zu Blutungen kommen, durch die das Sehvermögen beeinträchtigt wird, im schlimmsten Fall kann es zu einer Netzhautablösung kommen", erklärte Prof. Wolfgang Wiegand von der Asklepios-Klinik Nord am Donnerstag bei einer Abendblatt-Aktion. Die Rede war von der diabetischen Netzhauterkrankung, auch diabetische Retinopathie genannt. "Sie ist in Industrieländern die häufigste Ursache für eine Erblindung bei jungen Menschen." Im fortgeschrittenen Stadium kann es auch in den Glaskörper des Auges bluten, und der Patient kann nicht mehr richtig sehen. "Dann muss man den Glaskörper unter Umständen entfernen, das nennen wir Vitrektomie."

Genau diese Operation und einige mehr konnten ein Dutzend Leser in Wiegands Abteilung in Heidberg verfolgen. Dafür mussten sie wie das Team blaue OP-Kleidung, OP-Schuhe, Mundschutz und Haube tragen. Zwischen den Operationssälen waren Monitore aufgebaut, auf denen die Eingriffe live verfolgt werden konnten. "Das Rauchige dort, das ist der Glaskörper, und da sehen Sie den Sehnerv", kommentierte Wiegand, während seine Leitende Oberärztin Dr. Hita Dave den Patienten operierte. Die Augenchirurgen schauen dabei generell durch ein Mikroskop - die feinen Blutgefäße am Auge sind nur ein Bruchteil eines Haares dick.

Auf dem Programm standen auch eine neuartige Hornhauttransplantation und zwei Operationen am grauen Star, also einer Trübung der Augenlinsen. Diese werden durch Kunstlinsen ersetzt. "Der graue Star ist die häufigste Augenerkrankung, und diese OP ist auch die häufigste in der Medizin", sagte Wiegand. Etwa 700 000 Grauer-Star-Operationen werden nach seinen Angaben jährlich in Deutschland durchgeführt. Die OP dauert etwa zehn Minuten, dabei wird das Auge nur mit Tropfen betäubt.

Auch Verfahren zur Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration wurden den Abendblatt-Lesern vorgeführt. Sie gehört zu den häufigsten Erblindungsursachen weltweit. "Die Makula ist der Ort des schärfsten Sehens des Menschen, sie liegt in der Mitte der Netzhaut", sagte Wiegand. "Mit zunehmendem Alter lagern sich dort Stoffwechselprodukte an, es kann zu Blutungen und Vernarbungen kommen. Der Patient sieht dann Gegenstände oder Menschen in der Mitte des Sichtfelds unscharf, aber alles darum ganz normal."

"Ich empfinde Bewunderung für die Ärzte, dass sie eine so ruhige Hand haben, aber auch für die Technik, die heute zur Verfügung steht", sagte Fred Biermann, der mit seiner Frau an der Abendblatt-Aktion teilnahm.

"Augen auf" hieß es außerdem in der Axel-Springer-Passage bei Hamburgs größter Sprechstunde. Dort hatten Leser die Möglichkeit, sich über Fragen rund um das Thema Gesundheit und speziell Augenprobleme zu informieren. Mehr als 100 Interessierte waren gekommen, und nutzten die Chance, bei zwei Mitarbeitern von Optiker Bode kostenlos ihre Augen kontrollieren zu lassen, darunter auch Anna-Lena Solkowsky. Die Auszubildende trägt normalerweise eine Brille. "Ich finde es toll, dass man umsonst einen Sehtest machen kann, denn den hatte ich sowieso schon länger vor", meinte die 21-Jährige, die zwar ihre Brille vergessen, aber dafür ihren Seh-Pass dabei hatte. Dieser ermöglichte es Fachverkäufer Arian Zarrinkafsch sofort, eine Beurteilung über die Sehschwächen-Entwicklung oder eine Hornhautverkrümmung abzugeben. Nach dem Test war klar: Anna-Lena Solkowsky braucht keine neue Brille. Anders sah es bei Gerhard Bolz aus. Der Rentner hat bereits eine Augen-OP hinter sich: "Als ich von der Aktion las, dachte ich, das ist ein praktischer Service, für alle, die auch mal Fragen stellen möchten."

Auch die Teams der Laser-Experten von EuroEyes und der Hamburger Ärztekammer standen Rede und Antwort für die Besucher. Während die einen erklärten, dass eine Fehlsichtigkeitskorrektur nicht zu Blindheit führen kann, und über die Details einer Laser-Behandlung Auskunft gaben, kümmerten sich Anne Hammer und Thomas Wagner von der Hamburger Ärztekammer um viele weitere Fragen.

Dabei ging es laut der Ärztin Hammer um unterschiedlichste Probleme. "Wir helfen zum Beispiel bei der Suche nach Experten und erklären, wie eine Patientenverfügung, die jeder haben sollte, verfasst wird." In diesen können Menschen schriftlich festlegen, welche medizinischen Behandlungen sie zulassen würden für den Fall, dass sie selbst nicht mehr darüber entscheiden können. Ein Fall, der hoffentlich nicht so bald eintritt.