Ein neues Buch erzählt, wie Bundeskanzler Helmut Schmidt und Staatspräsident Valery Giscard d'Estaing Europa veränderten.

Hamburg. Sie ist als das Goldene Zeitalter der deutsch-französischen Beziehungen etikettiert worden - die Regierungszeit von Bundeskanzler Helmut Schmidt und des französischen Staatspräsidenten Valery Giscard d'Estaing. Im Mai 1974 übernahmen beide das jeweils bedeutendste Amt in ihren Ländern - und der Abwahl Giscards im Mai 1981 folgte nur 15 Monate später der Sturz Schmidts.

Es ist die Geschichte einer fruchtbaren, politisch weit voraus wirkenden Freundschaft zweier Männer, die sich schon damals, an der Schwelle der Globalisierung, über die gewaltigen Herausforderungen der Zukunft im Klaren waren. Eine persönliche Freundschaft und enge politische Kooperation, die das Paar zum "deutsch-französischen Motor Europas" machte.

Der Historiker und Privatdozent Dr. Matthias Waechter, Direktor des Instituts Européen des Hautes Études International in Nizza, hat nun in einem Buch nachgezeichnet, wie der deutsche Kanzler und der französische Staatspräsident, konfrontiert mit der größten Rezession seit Ende des Zweiten Weltkrieges, eine gemeinsame Krisenpolitik betrieben. Und wie aus ihren Initiativen der Europäische Rat, die Weltwirtschaftsgipfel und das Europäische Währungssystem entstanden.

Das Buch "Helmut Schmidt und Valery Giscard d'Estaing - Auf der Suche nach Stabilität in der Krise der 70er-Jahre" ist in der Edition Temmen erschienen und wird heute in der Universität Hamburg vorgestellt. Es ist der nunmehr sechste Band in der Schriftenreihe "Studien der Helmut-und-Loki-Schmidt-Stiftung". Initiator dieser Reihe ist der frühere Hamburger Bürgermeister Dr. Peter Schulz, ein langjähriger Weggefährte Schmidts und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung.

"Eigentlich ist über Helmut ja alles gesagt worden", sagte Schulz gestern dem Abendblatt. "Aber es gibt doch eine Reihe von Aspekten, die bislang noch nicht so recht dargestellt worden sind." Zum Beispiel eben das Thema Helmut und Giscard.

"Mich hat immer fasziniert, wie bei Helmut Schmidt persönliche Empfindungen und Vertrauen auch in der Politik eine Rolle gespielt haben - und die Freundschaft zu Giscard ist dafür ein wunderbares Beispiel." Hier seien zwei Menschen, "die unterschiedlicher eigentlich nicht sein können", zueinandergekommen - der aus wohlhabender Familie stammende Giscard und der aus kleinbürgerlichen Verhältnissen kommende Schmidt. Bis in die Gegenwart hinein geben sie beide wichtige Impulse für die Zusammenarbeit in einem größer werdenden Europa.