Die Buchvorstellung “Unser Schmidt“ nutzte der Altkanzler zum Einheitsappell an die EU

Hamburg. Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) hat die Führungsschwäche und die Uneinigkeit in der Europäischen Union kritisiert. In einem Gespräch mit Theo Sommer von der Wochenzeitung "Die Zeit" diskutierte der Ex-Kanzler am Sonntag im Thalia-Theater über vergangene und aktuelle politische Themen. Anlass war die Vorstellung von Sommers Buch "Unser Schmidt". Darin werden die beiden Karrieren Schmidts als Staatsmann und Publizist nachgezeichnet.

Die Uneinigkeit innerhalb der EU könne dazu führen, dass Europa zu einem bloßen Objekt fremder Beschlüsse werden könnte, sagte der 91-jährige Schmidt. Mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung würden die Europäer Ende des 21. Jahrhunderts nur noch fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Wenn man sich dann nicht einig sei und jeder versuche, dem anderen kleine Vorteile abzujagen, sei es "nicht ganz schwer" für die Welt, Europa so zu behandeln, wie es das dann auch verdient habe: als Nebensache. Die Europäer müssten an einem Strang ziehen. Der momentanen politischen Führung attestierte der Ex-Kanzler nicht nur mangelnden Einigungswillen: "Das ist auch ein Mangel an Fähigkeit." Für ihn bestehe kein Zweifel, dass die Deutschen in der augenblicklichen Krise der Euro-Zone helfen müssten.