Bericht des Wehrbeauftragten ist keine Skandalchronik

Manche möchten den Jahresbericht des Wehrbeauftragten als Skandalchronik lesen. Vielleicht, weil sie den zuständigen Verteidigungsminister aus lichten Umfragehöhen endlich geerdet wissen wollen. Neben tragischen Todesfällen in der Ausbildung enthält der Königshaus-Bericht über die jüngsten Vorfälle in der Truppe aber kaum etwas, das das Etikett Skandal verdienen würde.

Das Zusammenleben und -arbeiten auf engstem Raum und unter schwierigen Bedingungen wird nie konfliktfrei verlaufen. Und natürlich haben manche Ausbilder Defizite, an denen es zu arbeiten gilt. Aber in welcher Berufsgruppe gibt es nur perfekte Mitarbeiter? Soldatsein wird, solange es Armeen gibt, immer etwas Besonderes bleiben, das sich mit keiner zivilen Tätigkeit vergleichen lässt. Im Extremfall geht es um Töten oder Getötetwerden, um unbedingtes und diskussionsloses Handeln. Selbst härteste Ausbildungsbedingungen werden dann von der Realität übertroffen.

Das muss bedenken, wer zur Bundeswehr geht, das gilt es auch zu berücksichtigen, wenn ihr Zustand beurteilt wird. Gemessen an der Zahl der Soldaten und den mittlerweile vielfältigen Einsätzen der Bundeswehr zeichnet der Bericht des Wehrbeauftragten nämlich ein durchaus positives Bild von der Truppe.