Sicher, man könnte an dieser Stelle die Internationale Bauausstellung in Hamburg (IBA) in Grund und Boden schreiben. Man könnte anführen, dass längst nicht alle IBA-Projekte die erhofften privaten Investoren gefunden haben. Man könnte mäkeln, dass Wilhelmsburg, diese einmalige Flussinsel, auch nach der IBA keine vorzeigbare Uferpromenade bekommen wird, sondern weiter ein von der Industrie umklammertes Eiland bleibt. Man könnte mutmaßen, dass die ambitionierten Architekturentwürfe an den Wilhelmsburgern, fast 40 Prozent von ihnen sind Migranten, vorbei geplant wurden. Und man könnte nörgeln, dass Wilhelmsburg nicht organisch wächst, sondern rasch der Vereinnahmung von Besserverdienenden (Hallo Gentrifizierung!) preisgegeben wird. Kurz: Man könnte schreiben, dass Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen.

Tatsächlich dürften vielen Insulanern die schönen, neuen und vor allem teuren Bauten wie die Landung von Ufos vorkommen. Doch für eine Abrechnung ist es zu früh. Bei der IBA ist erst Halbzeit. Und das mahnende Beispiel HafenCity zeigt, wie schwierig es ist, einen Stadtteil umzukrempeln, ihn weiterzuentwickeln, ihm Leben einzuhauchen. Wilhelmsburg hat immerhin den Vorteil, schon mit Leben gefüllt zu sein. Studenten, Künstler, Eigenheimbesitzer haben die Elbinsel längst für sich entdeckt. Nebenbei sei erwähnt, dass sie an den Planungen zur IBA beteiligt wurden. Vieles blieb zwar Utopie. Doch unterm Strich müht sich die IBA, ein Angebot für alle Schichten zu unterbreiten.

Am Anspruch, die Insel und ihre Bewohner behutsam zu formen, muss sich die IBA messen lassen. Aber erst 2013 (und vor allem später). Bis dahin jedoch kann man die Bauschau getrost als Chance begreifen.