Die Koordinierungsstelle sei unterbesetzt und ohne Führung heißt es. Der Automobilklub spricht sogar von einem Skandal in Hamburg.

Hamburg. Als im November die Probleme in der Baustellenplanung der Stadt offenbar wurden, ein Verkehrschaos drohte und der ADAC Alarm schlug, sollte alles schnell besser werden. Anja Hajduk (GAL), die damals Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt war, versprach zügige Abhilfe, eine zusätzliche Stelle sollte die Hamburger Koordinierungsstelle für Baumaßnahmen auf Hauptverkehrsstraßen, kurz KOST, entlasten. Doch nach Informationen des Abendblatts hat sich wenig geändert.

Die KOST ist nach wie vor unterbesetzt und jetzt sogar weitgehend führungslos: Anfang des Jahres hat der bisherige Leiter Thorsten Hohenstein die Koordinierungsstelle auf eigenen Wunsch verlassen.

Bis vor wenigen Tagen waren es damit nur noch zwei geschulte Kollegen sowie ein einzuarbeitender Neuling, die die Tiefbaustellen an Hauptverkehrsadern der Stadt koordinierten. "Das ist skandalös", sagt Carsten Willms, verkehrspolitischer Sprecher des ADAC Hansa. Diese Besetzung und das Ausscheiden des KOST-Chefs sprächen dafür, "dass die Mitarbeiter unter enormem Druck stehen und niemand den Job machen will".

Seine Kritik beziehe sich nicht auf die KOST-Mitarbeiter, sondern auf die personalverantwortliche Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, machte Willms deutlich. "Denn mit dieser Personalstärke ist kein vernünftiges Baustellenmanagement möglich." Staus und Dauerbaustellen seien damit programmiert.

Gegenwärtig koordinieren die Mitarbeiter der KOST 72 große Tiefbaustellen an 55 unterschiedlichen Straßen der Stadt. Mit Blick auf die von Jahr zu Jahr zunehmende Gesamtzahl von Straßenbaustellen sei eine Personalaufstockung in dieser wichtigen Verkehrsplanungsstelle unerlässlich, sagt ADAC-Experte Willms.

Er hält nach wie vor acht Mitarbeiter für das "Minimum". Denn im laufenden Jahr werde es in der Hansestadt voraussichtlich noch mehr Baustellen als 2010 geben, die in den Zuständigkeitsbereich der KOST fallen. Carsten Willms: "Der Zustand von Straßen und Brücken verschlechtert sich zusehends, weil Hamburg zu wenig in die Instandhaltung investiert."

Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt reagierte mit Unverständnis auf die Kritik des Automobilklubs. Nach ihrer Lesart stellt sich die Situation anders dar. "Es gibt kein Problem in der KOST", sagt Sprecherin Helma Krstanoski. "Wir haben drei feste Mitarbeiter und eine temporäre Verstärkung." Es treffe zwar zu, dass die Leiterstelle seit Januar unbesetzt sei, aber eine Mitarbeiterin führe das Team nun kommissarisch. Bis zum Frühjahr soll ein neuer Leiter gefunden sein. Außerdem sei aushilfsweise Verstärkung in die KOST delegiert worden. Wann das geschehen ist und wie sachkundig der neue Kollege sei, wollte sie allerdings nicht sagen.

Zuletzt war die Personalpolitik für die Koordinierungsstelle im November in die Kritik geraten, weil lediglich drei Mitarbeiter jährlich rund 2800 Baustellen managen mussten. Auf die teils chaotischen Zustände und die scharfe Kritik wollte die damalige Senatorin Anja Hajduk (GAL) umgehend reagieren.

Sie kündigte an, den Personalmangel zu beheben - aus drei Mitarbeitern sollten vier werden. Und tatsächlich verstärkt ein zusätzlicher Kollege das Team. Allerdings dauert dessen Einarbeitungszeit für die anspruchsvolle Aufgabe noch immer an.