Zu wenig Personal und zu viele Baustellen, dabei könnten moderne Verkehrsmodelle die Situation verbessern

Hamburg. Die KOST hat in diesem Jahr richtig viel zu tun. Die Koordinierungsstelle für Baumaßnahmen auf Hauptverkehrstraßen ist bereits jetzt chronisch unterbesetzt, und dabei wird die Arbeit immer mehr. 2004 musste die KOST 1800 Baumaßnahmen planen, 2010 waren es bereits 2800. Und in diesem Jahr sind es voraussichtlich noch mehr.

Dies sei nicht verwunderlich, meint ADAC-Verkehrsexperte Carsten Willms: "Denn der Zustand von Straßen und Brücken verschlechtert sich zusehends, weil Hamburg zu wenig in die Instandhaltung investiert." Der ADAC geht zudem davon aus, dass im Jahr 2011 allein 145 Millionen Euro nötig wären, um die Schlaglochschäden zu beheben. "Und um Brücken vernünftig instand zu halten, müsste die Stadt jährlich mindestens einen zweistelligen Millionenbetrag investieren", sagt Willms. Alle geplanten Brückenbauten siehe im Kasten unten.

Dass die KOST angesichts ihrer Aufgabenfülle so schlecht besetzt sei, sei indes kein Indiz für die Verkehrskompetenz der jeweiligen Regierung. Carsten Willms: "Dieses Problem wurde bisher parteiübergreifend vernachlässigt - egal, wer gerade regiert hat."

Eine weitere Möglichkeit, neben zusätzlichem Personal die Effektivität der KOST zu verbessern, wäre die Nutzung moderner Verkehrsleitsysteme. Nur sind die Behörden wenig innovationsfreudig. "Je nach Ziel gibt es Planungs-, Leit- und Informationssysteme", erklärt Michael Schreckenberg, 54, Professor für Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen. Alle drei Arten basieren auf zuvor aufgenommenen Verkehrsdaten. "Die Messinstrumente sind das teuerste an solchen Systemen", sagt Schreckenberg. Einige Tausend Euro könne eines davon kosten, und dabei würde eine große Menge davon benötigt. Je nach Anzahl und Art der Messstationen variiert der Gesamtpreis für so ein Modell. "So etwas kann schon mal 250 000 Euro kosten", sagt Schreckenberg.

In Hamburg wird derzeit an 35 Stellen durchgehend das Verkehrsaufkommen gemessen und an 340 Orten einmal im Jahr. Diese Daten werden auch zur Baustellenplanung verwendet. "Seit 1990 hat sich der Verkehr kaum geändert", sagt Harry Welschinger, 55, von der Städtischen Verkehrsentwicklung. Deshalb könne auch auf Daten zurückgegriffen werden, die schon vor Jahren aufgenommen wurden. Michael Schreckenberg sieht das anders: "Der Verkehr ändert sich von Jahr zu Jahr. Momentan haben wir dank der besseren Wirtschaft wieder viel mehr Verkehr, vor allem Lastwagen."

Aber auch die jeweils aktuelle Verkehrslage könnte besser beeinflusst werden, als dies bisher in Hamburg getan wird. "Ich empfehle der Stadt, ein Computersystem anzuschaffen, mit dem der Verkehrsfluss bereits im Vorfeld berechnet werden kann", sagt Schreckenberg. Auch hierfür müssen mittels Messstationen in oder an den Straßen zunächst Daten über die Situation auf den Straßen aufgenommen werden. Anders als zurzeit in Hamburg würde aber nicht der Tagesdurchschnitt der Fahrzeuge ermittelt, sondern die Verkehrssituation in jedem bestimmten Augenblick - inklusive Wetter, Verkehrsdichte und Zeitpunkt.

Diese Daten können auf zwei verschiedene Arten genutzt werden.

Zum einen für Leit- und zum anderen für Informationssysteme. Auf Autobahnen sind Leitsysteme schon Alltag. Sie analysieren den aktuellen Verkehr und greifen, wenn nötig, direkt in ihn ein. Über elektronische Verkehrzeichen wird dann beispielsweise das Tempolimit verändert oder eine weitere Fahrbahn freigegeben.

Die Daten können aber auch genutzt werden, um die Fahrer über die aktuelle Verkehrssituation zu informieren. Je nach Verkehrsdichte sind die Streckenabschnitte im Internet in verschiedenen Farben markiert. "Der Vorteil ist, dass sich flexible Fahrer dementsprechend entscheiden können, ob sie jetzt losfahren oder einfach noch eine Stunde warten", sagt Schreckenberg. Auch Prognosen seien möglich.

Zumindest für die Hamburger Autobahnen 23, 261 und 7 kann das aktuelle Verkehraufkommen auf www.hamburg.de beobachtet werden. Rund 200 Messinstrumente halten die Anzahl, Geschwindigkeit und Art der Fahrzeuge fest.

Auch für den Stadtverkehr wären solche Informationssysteme möglich. In manchen Städten wie Berlin und Bremen kann die Verkehrslage auf den Hauptverkehrsstraßen aktuell online abgerufen werden. "Andere Städte sind da sehr viel weiter als Hamburg", sagt Verkehrsexperte Schreckenberg.