Der Kampf um die Schilleroper geht in die heiße Phase: Ein Gericht muss entscheiden, was mit dem denkmalgeschützten Bauwerk passiert.

Hamburg. Es ist ein Jammer: Dort, wo einst der junge Hans Albers auftrat, wo vor genau 120 Jahren der Zirkus Busch mehr als 1000 Besucher begeisterte, wo Franz Lehár seine Operette "Giuditta" erstaufführte, gammelt ein in ganz Deutschland einzigartiger Bau vor sich hin - die seit den 1990er-Jahren geschlossene Schilleroper am Neuen Pferdemarkt. Versteckt hinter brüchigen Mauern und zugenagelten Fenstern befindet sich im Inneren ein architektonisches Juwel, das nicht nur Denkmalschützer schätzen: Der 24 Meter hohe Rundbau hat ein ungewöhnliches Stahlskelett, das wie der Eiffelturm konstruiert ist. Seit Jahren wird um den Zirkusbau ein erbitterter Streit zwischen Eigentümern (einer Erbengemeinschaft, die mehrheitlich außerhalb Hamburgs lebt) auf der einen und dem Bezirk Mitte sowie weiteren Ämtern auf der anderen Seite geführt. Nun kommt der Konflikt in die entscheidende Phase.

Das Verwaltungsgericht hat einen Vergleich vorgeschlagen, der es in sich hat. Das Gericht regt an, dass das Gebäude saniert und ein Stück versetzt wird, sodass die Eigentümer den Rest des Geländes bebauen können. Legen diese keinen Bauplan vor, müssen sie monatlich 1000 Euro zahlen. Sollten die Eigentümer den Bauantrag aber stellen, müssten sie eine Sicherungsleistung von einer Million Euro hinterlegen.

Das heißt: Ämter und Gericht befürchten, dass der wertvolle Bau weiter dem Verrotten preisgegeben werden könnte. "Das Gericht tut gut daran, den Eigentümern so harte Bandagen anzulegen, denn tatsächlich passiert seit 18 Jahren nichts", sagt Michael Osterburg, GAL-Fraktionschef im Bezirk Mitte. Wenn weiter nichts passiere, würde die Schilleroper zusammenbrechen. Nach Mitteilung des Bezirks lehnen die Eigentümer den Vergleich bislang ab. Nun muss das Gericht entscheiden.

Die Hintergründe des Streits: Die Gesellschaft der Eigentümer hat die Stadt Hamburg verklagt, weil die Schilleroper von der Denkmalbehörde unter Schutz gestellt werden soll. Damit wäre ein Abriss, den die Eigentümer eigentlich wollten, nicht möglich. Nun gibt es aber auch einen Bebauungsplan, dem die Eigentümer schon mal zugestimmt hatten. Der sieht einen Kompromiss vor: Die Eisenhalle könnte ein paar Meter nach Norden versetzt ("transloziert") werden. Damit würde auf dem Grundstück genügend Platz für eine Mantelbebauung frei. "Mit dem Erlös aus der Mantelbebauung könnte man den Umbau der Schilleroper finanzieren", sagt Markus Schreiber, Chef des Bezirksamtes Mitte. Auch er ist nicht gut auf die Eigentümer zu sprechen: "Dass Eigentum verpflichtet, ist bei ihnen wohl noch nicht angekommen. Und dass die Schilleroper seit vielen Jahren leer steht, obwohl es einen fertigen Bebauungsplan gibt, ist ein großes Ärgernis. Insofern war der Vergleichsvorschlag des Verwaltungsgerichtes eine goldene Brücke, über die die Stadt gut hätte gehen können. Es ist sehr schade, dass der Eigentümer diesen Vergleich abgelehnt hat", sagt Schreiber.

In Einzelnen habe das Gericht vorgeschlagen, dass die Eigentümer-Gesellschaft innerhalb von drei Monaten nach Vergleichsabschluss einen Bauantrag für die Translozierung stellt. Darin enthalten sein müsse die Beschreibung über Demontage der Konstruktion, Einlagerung, Sanierung und Wiederaufbau. Innerhalb von zwei Jahren müsse der Wiederaufbau beginnen und nach vier Jahren abgeschlossen sein. Falls die Eigentümer beim Bau in Zeitverzug kommen, könne die Stadt den Bau übernehmen, daher die hohe Sicherungsleistung. Der Anwaltes der Eigentümergesellschaft wollte sich zu dem laufenden Verwaltungsgerichtsverfahren nicht detailliert äußern.