Ein Gutachten zu möglichen Pflichtverletzungen belastet den Banker schwer. Seine ausgehandelte Abfindung betrüge 2,1 Millionen Euro.

Hamburg. Der scheidende Chef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, muss womöglich auf seine ausgehandelte 2,1-Millionen-Euro-Abfindung verzichten. Der Grund: Ein von den Landesregierungen Hamburg und Kiel in Auftrag gegebenes Gutachten zu möglichen Pflichtverletzungen durch Vorstandsmitglieder der Bank belaste den Manager schwer, berichtet der "Spiegel". Nonnenmacher sei im Zusammenhang mit den dubiosen Omega-Deals im Jahr 2007 seiner Überwachungsverantwortung nicht genügend nachgekommen. Als damaliger Finanzvorstand hätte er die fehlerhafte Bilanzierung der Geschäfte ebenso erkennen müssen wie den Umstand, dass mit den Investments zum Stichtag 31. Dezember 2007 "Bilanzkosmetik" betrieben wurde, schreibt das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf die Experten der Anwaltssozietät CBH.

"Omega" hatte in der Bilanz 2008 zu Wertberichtigungen in Höhe von gut 500 Millionen Euro geführt, wovon ein Teil aber 2010 wieder zurückgenommen werden konnte. Das Kieler Wirtschaftsministerium bestätigte die Existenz des Gutachtens. Zum Inhalt wollte man sich aber nicht äußern. In welchem Ausmaß es Pflichtverletzungen gegeben habe und welche Konsequenzen für Nonnenmacher und seine Abfindung möglich sind, sei zu prüfen.

Der Aufhebungsvertrag des zum 31. März ausscheidenden Vorstandschefs sieht eine Rückzahlung der Abfindung etwa bei groben Pflichtverletzungen vor. Nonnenmacher bestreitet ein Fehlverhalten. Der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki hält die Ergebnisse des Gutachtens, das auch der Hamburger Staatsanwaltschaft vorliegt, für strafrechtlich relevant. Man könnte ganze Passagen eins zu eins in eine Anklage wegen Untreue gegen Nonnenmacher einfügen, sagte er dem "Spiegel". "Wir werten das Gutachten aus, sind an dessen Ergebnis aber nicht gebunden", sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers dem Abendblatt. Ungeachtet dessen würden die Ermittlungen gegen Nonnenmacher persönlich wegen des Verdachts der schweren Untreue weiterlaufen.

Wenn das Gutachten tatsächlich eine Mitverantwortung Nonnenmachers für Bilanzkosmetik sieht, gebe es nur eine Konsequenz, sagte Hamburgs GAL-Fraktionschef Jens Kerstan: "den Abgang des HSH-Chefs ohne einen Cent Abfindung".